Erfahrung mit Heilpraktikern für Psychotherapie?

6 Antworten

Räucherkerzen^^

Sofern eine Medikation notwendig oder wenigstens angemessen für die psychische Störung ist, sollte ein Heilpraktiker in engem Kontakt mit dem behandelnden Psychiater (in einigen Fällen auch Internisten) stehen. Wenn ein Heilpraktiker grundsätzlich zum Absetzen von Medikamenten rät, wäre das meines Erachtens ein Verstoß gegen seine Zulassung. Feedback über die Wirksamkeit der verordneten Medikamente kann und sollte der Heilpraktiker mit dem Arzt austauschen. Heilpraktiker generell in die Ecke der mystischen Räucherkerzenschwinger zu stellen ist ein Vorurteil.

Die psychotherapeutische Approbation ist ein Nachweis, dass derjenige Erfahrung in seinem Gebiet hat, was aber nichts über die Funktionalität der Therapie aussagt!

Der Heilpraktiker hat in der Regel eine deutlich leichter zu erwerbende Berechtigung erworben (Anerkennung eines Diplom bzw. Master in Psychologie sofern klinische Psychologie Teil der Ausbildung war oder eine amtsärztliche Prüfung über Kenntnisse der klinischen Psychologie). Was aber wiederum nichts über die Funktionalität der Therapie aussagt!

Keine Therapie der Welt kann dir eine 100%-Garantie ausstellen. Allerdings haben die Richtlinienverfahren eine höhere Effektivität nachgewiesen als alles was unter dem Placebo-Effekt summiert wird.

Heilpraktiker nehmen meiner Meinung nach eine wertvolle Nischenfunktion ein, da zu ihnen in der Regel Patienten gehen, die eine gewisse Skepsis gegenüber der Schulmedizin erworben haben und so trotzdem therapeutisch - bzw. störungslindernd - behandelt werden können. Und genau da setzt eigentlich auch die heilpraktische Arbeit an. Wenn jemand beispielsweise eine Depression hat, aber wegen somatisierter Beschwerden beim Heilpraktiker aufschlägt, weil er die depressiven Symptome ich-synton erlebt, lassen sich heilpraktisch trotzdem einige Verfahren anwenden. Beispielsweise wertschätzende Gesprächsführung, Planung und Beratung von Tagesabläufen etc.

Das es unter den Heilpraktikern merkwürdige Arbeitsweisen gibt... keine Frage. Allerdings gibt's auch so einige Psychotherapeuten, die noch mit der Übergangsregelung in die Approbation gerutscht sind und ebenfalls eine merkwürdige Interpretation therapeutischer Standards aufweisen.

Heilpraktikern für Psychotherapie

Schon allein diese Bezeichnung ist irreführend und vermittelt den Verbrauchern, dass es sich bei diesem Personenkreis um Menschen handelt, die die Überprüfung für den Beruf des Heilpraktikers beim Gesundheitsamt erfolgreich haben.
Dem ist nicht so.

Es handelt sich bei ihnen um Personen, die die beschränkte Erlaubnis zur berufsmäßigen Ausübung der Heilkunde, auf dem Gebiet der Psychotherapie, nach dem Heilpraktikergesetz erhalten haben.
Sie dürfen deshalb auch nur auf diesem Gebiet tätig werden, ohne dafür allerdings eine Ausbildung absolviert haben zu müssen.
Bei der Überprüfung beim Gesundheitsamt wird nur festgestellt, ob sie "eine Gefahr für die Volksgesundheit" darstellen.

Diplom-Psychologen verfügen dagegen über eine universitäte Ausbildung (Studium) im Fach Psychologie und ggf. eine spezialisierende Weiterbildung, z.B. zum Psychologischen Psychotherapeuten.

Das nur zur Klarstellung und um Begrifflichkeiten nicht zu vermischen.

Die Entscheidung, ob du zu einem Laien oder zu einem Fachmann mit Studium gehen willst, musst du selber treffen.
Sehr gute Informationen liefert auch die Antwort von Oedipus1, der nichts hinzuzufügen ist.

Du wirst in jedem Fall immer das Problem haben das du einen Psychologen finden musst der sich genügend in dich einfühlen kann und zu dem du einen guten Draht hast. Da kann es sein das du einige durchprobieren musst. Es gibt sicherlich auch gute Heilpraktiker für Psychotherapie. Aber du musst selbst herausfinden ob der jeweilige Therapeut zu dir passt.

Fünf Therapeuten reichen nicht für dich ? Bei derartigen Ansprüchen dürfte es dir auch nicht schwer fallen, den Heilpraktiker privat zu bezahlen.

Das ist unethisch und fahrlässig im höchsten Maße! Psychotherapeuten durchlaufen über 4000 Ausbildungsstunden und damit wird ihnen auch entsprechend ein Werkzeug in die Hand gegeben. Was kann man in einem 6-monatigem Crashkurs von über 100 verschiedenen Störungsbildern lernen, Datenschutz, Umgang mit Traumatisierungen, Verhaltensstörungen, Psychosomatik, Berufsethik, Therapeuten Beziehungen (Abhängigkeitsverhältnisse), Rechtslage, Diagnosestellung über psychische und/oder kognitive Erkrankungen... usw. Da könnte man noch einiges aufzählen. Als Heilpraktiker bringt man auch null klinische Erfahrungen mit. Da wird an der Psyche von kranken Menschen herum gedoktert das ist eine große Verantwortung und da sollte man schon wissen was man tut mit einer entsprechend fundierten Ausbildung. Ansonsten verteile ich gerne mal eine Einladung in die Realität der hiesigen Psychiatrie Ambulanz in der dann wieder Patienten mit Psychosen und schweren Belastungsstörungen landen weil ihnen von den Heilpraktikern gesagt wird sie müssen die Medikamente nicht mehr nehmen. Ein bisschen Huschi-Fuschi mit Duftkerzen und Klangschalen und ein zwei nette Worte hat nichts mit Psychotherapie zu tun.

Eines der Hauptprobleme ist, dass selbst ernannte "Therapeuten" bei einem Patienten zwar vieles aufreißen können, aber keine Ahnung haben, wie sie dann damit umgehen sollen bzw. was sie tun sollen, wenn das Ganze beim Patienten hochkommt und seelisch eskaliert.

Dann darf ich auch annehmen wenn du Zahnschmerzen hast das du dann auch zu einem “spirituellen” Hobby-Zahnklempner gehst der einen Kurs belegt hat. Oder wie wär’s mit “Operieren nach Zahlen” für den ambitionierten Do-it-yourself-Chirurgen?

Ein Psychotherapeut der das Fachgebiet der kognitiven Verhaltenstherapie wählt hat eine 3 jährige schwere Ausbildung zu absolvieren. Bei diesen sogenannten Heilpraktikern für Psychotherapie dauert eine solche Ausbildung für kognitive Verhaltenstherapie unglaubliche 2 Wochenenden a 2,5 Stunden. Noch Fragen?

Alishia88 
Fragesteller
 10.03.2014, 12:31

deine antwort ist informativ, aber warum dieser "aggressive" Tonfall, persönliche schlechte Erfahrungen mit so nem Heilpraktiker?

Ostsee1982  10.03.2014, 17:27
@Alishia88

Das magst du vielleicht als aggressiv auffassen im Grunde ist es nur eine Darstellung meiner Gedanken die ganz und gar nicht aggressiv gemeint sind. Ich war persönlich nie bei so einem Heilpraktiker und würde es auch nie machen. Ich muss auch nicht von einem Hochhaus springen um zu wissen das der Aufprall weh tut. Mir reicht es aus das ich berufsbedingt immer wieder mal Patienten in der Ambulanz habe die von sogenannten Heilpraktikern kommen, mit Psychosen und schweren Belastungsreaktionen weil ihnen dazu geraten wird die Medikamente abzusetzen und das sind leider keine Ausnahmen. Meine Erfahrung belegt das Heilpraktiker glauben zu heilen aber im Endeffekt die Situation für einen Patienten nur verschlimmern weil sie die Tragweite nicht abschätzen können. Ich bin nicht gegen alternative Medizin wenn es darum geht ein paar homöopathische Globuli gegen Kopfschmerzen einzunehmen aber ich habe ganz entschieden etwas gegen alternative Psychotherapie.