Arztbrief ist ein Witz - kann ich was dagegen tun?

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Was Du eventuell gegen den Dir nicht genehmen Arztbericht unternehmen kannst, darüber haben sich hier bereits einige User geäußert.

Lexi, ich "kenne" Dich durch Deine vielen Fragen hier schon seit Jahren, habe mich in der Regel jedoch mangels fundierterer Kenntnisse in Deinem Fall zurückgehalten und eher stille Anteilnahme an Deinem Leidensweg geübt.

Wenn ich mich recht erinnere, hattest Du vor Jahren einen Unfall, der zu chronischen Schmerzen führte. Diese wurden im Rahmen einer Schmerztherapie mit immer stärkeren Opioiden "behandelt", hinzu kamen im Lauf der Zeit noch diverse andere Medikamente. Bereits Valoron kann Magenentleerungsstörungen verursachen - durch Targin, Lyrica, Oxygesic (und was Du noch so alles genommen hast bzw. nimmst) ist diese Entleerungsstörung offenbar inzwischen zum Selbstläufer geworden. Ich vermute, so lange Du Deinen Medikamenten-Mix weiter schlucken musst, wird sich an diesem Leiden (und anderen Leiden von Dir) auch nicht viel ändern lassen.

Der Arzt, der jetzt diesen Entlassungsbrief verzapft hat, dürfte Deine Vorgeschichte nicht in allen Einzelheiten kennen - für ihn warst Du eine Patientin, die offenbar alles besser wusste als er und sich nicht belehren ließ, sondern auf ihrem Willen beharrte. Gut möglich, dass sein Versuch, alles als "psychisch" abzustempeln, auf diesem Nährboden gewachsen ist. Vielleicht stützt er sich dabei ja auch auf das Urteil der Psychologin?

Auf jeden Fall solltest Du Dich umgehend mit Deinem "Spezialisten" in Verbindung setzen, um die weitere Vorgehensweise abzustimmen. Der wird den Entlassungsbericht schon richtig einzuschätzen wissen und Dir sagen können, wie "schädlich" er für Dich ist.

Ich wünsche Dir, dass es Dir endlich besser geht - und nicht schlechter! Drum würde ich mich an Deiner Stelle nicht all zu sehr in dieses Papier hineinsteigern. Alles Gute für Dich!

Lexi77 
Fragesteller
 04.11.2014, 22:43

Danke für deine Antwort! Die Schmerzmittel hatte mein Arzt zu Anfang auch im Verdacht, obwohl ich zu dem Zeitpunkt als das erstmals diagnostiziert wurde, nur eine sehr geringe Dosis Tilidin genommen hatte. Ich hatte dann auch versucht die Dosis auf ein Minimum zu verringern aber das hatte nichts geändert. Meine Schmerztherapeutin meinte auch mal, dass sie nicht glaubt, dass es davon kommt, denn sie hätte bei ihren vielen Patienten keinen mit ähnlichen Beschwerden. Klar, Anfang des Jahres habe ich hochdosiert Schmerzmittel genommen, aber es wurde mit der Entleerungsstörung erst deutlich schlimmer, als ich die Medikamente deutlich verringert hatte. Da habe ich nur noch 2x50 mg Tilidin genommen. Aktuell bin ich mit dem Reduzieren fast durch und nehme nur noch 50 mg/Tag. Aber ob es jetzt davon kommt oder nicht, kann letztendlich keiner sagen. Wenn dann werde ich es hoffentlich merken, wenn ich mit dem Ausschleichen durch bin. LG, Lexi

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Weiter steht in dem Brief "Die Pat. ist erheblich darauf fixiert parenteral ernährt zu werden und sieht einen Ausweg ihrer Situation nur durch eine Neuanlage des Portsystems gegeben"

Wie schon geschrieben, wurde mir von zwei Seiten schon gesagt, dass sie derzeit nur die Möglichkeit eines Ports sehen und dies habe ich so an den Arzt im Krankenhaus weiter gegeben. Ich selber wäre sehr froh, wenn es ohne Port gehen würde, aber es hat sich eben gezeigt, dass es (noch) nicht geht. Glaubt mir, ich bin nicht darauf aus, wieder einen neuen Port (mit neuer OP etc.) zu bekommen. Aber ich habe eben auch gemerkt in den letzten drei Monaten, dass es mir deutlich besser ging, wenn ich genug Nährstoffe und Flüssigkeit darüber bekommen habe, und an meinem Magen hat sich seitdem leider kaum was verändert.

Was auch heftig ist: im Brief steht: "Bei der Pat. fand leider ein kompletter sozialer Rückzug statt, Die Pat. gibt an keine freundschaftlichen Kontakte zu haben. Sie wohnt alleine, Kontakt zu den Eltern bestünde, sei aber schwierig. Sie habe Angst alleine zu Hause zu verbleiben, konzentriere sich ausschließlich auf ihre Erkrankung und die nächste Essstörung."

Dieser Absatz ist die absolute Frechheit. Und ich weiß auch nicht, woher der Arzt das hat. Denn außer der Psychologin hat mich niemand nach Sozialkontakten etc. gefragt. Und die hat auch richtig wiedergegeben, "sie habe viel Unterstützung durch Angehörige erhalten. .. Heute regelmäßiger Kontakt zu Freunden, singe im Chor etc.... Keine Ängste..."

Was ja stimmt: ich habe Freunde und treffe mich mit denen, bin im Chor,, im Verein und einer Band aktiv. Und ich habe auch einen sehr guten Kontakt zu meinen Eltern. Die tun sehr viel für mich.

Ich habe auch keine Angst, alleine zuhause zu sein, ich habe lediglich gesagt, dass ich nicht genau weiß, wie das alleine zuhause gehen soll, wenn ich immer umkippe. Und ich konzentriere mich auch nicht auf irgendwelche Essstörungen.

Sorry, dass das so viel geworden ist, und danke, wenn ihr bis hier gelesen habt. Ich bin einfach wahnsinnig sauer über diesen Brief, der soviele falsche Aussagen enthält.

Habt ihr eine Idee, was ich dagegen machen kann??

Ich glaube zwar, dass der Spezialist, zu dem ich mich dann Donnerstag fahren lassen werde (wie gesagt, mehr als 100 km entfernt), da nicht viel drauf geben wird, aber wenn man einmal sowas in einem Arztbrief stehen hat, wird das ja gerne in weiteren Arztberichten übernommen.

Liebe Grüße und vielen Dank für eure Tipps!

Sie können sich an eine andere Klinik wenden und nachfragen, ob man bereit ist, Ihnen ein neues Portsystem zu implantieren. Sie müssen in jedem Fall den Befund der "objektiv nachgewiesenen Magenentleerungsstörung" vorlegen. Wenn Sie den aktuellen Entlassungsbericht dort vorlegen, wird man Ihr Gesuch vermutlich ablehnen.

An dem Brief können Sie nichts ändern. Sie haben keinen Anspruch auf eine Darstellung der medizinischen Zusammenhänge, so wie Sie es sehen. Der Entlassungsbericht ist die Zusammenfassung Ihres Krankheitsbildes, so wie es die Mediziner dort beurteilen. Die Ärzte interpretieren das Bild im Sinne einer psychosomatischen Störung und hier wäre eine Psychotherapie ein adäquater Ansatz, den Sie allerdings derzeit ablehnen.

Lexi77 
Fragesteller
 05.11.2014, 12:36

Ja ich werde das Thema morgen wieder mit meinem Magen-Spezialisten besprechen, der auch den ersten Port eingesetzt hat. Wegen der weiten Entfernung dorthin und schlechter Erfahrungen auf der Station hatte ich jedoch gehofft, das dann ggf. hier in der Nähe machen lassen zu können.

Die Befunde mit den Messwerten der Magenentleerungsszintigraphie, aus denen eindeutig die Diagnose der Magenentleerungsstörung hervorgeht, haben übrigens dem Arzt jetzt auch vorgelegen. Die hatte ich dem alle gegeben, als ich wegen der Portinfektion vor 3 Wochen dort schon stationär war. Im damaligen Entlassbrief hat er auch geschrieben "Über eine Neuimplantation muss im Verlauf bei erschwerten Problemen bei der Sondengabe über die PEG nachgedacht werden."

Sie haben keinen Anspruch auf eine Darstellung der medizinischen Zusammenhänge, so wie Sie es sehen. Der Entlassungsbericht ist die Zusammenfassung Ihres Krankheitsbildes, so wie es die Mediziner dort beurteilen.

Ich will ja auch nicht, dass geschrieben wird, wie ich das sehe, sondern dass einfach nur die Wahrheit geschrieben wird und nicht irgendwelche Behauptungen, die schlicht falsch sind.

Die Ärzte interpretieren das Bild im Sinne einer psychosomatischen Störung und hier wäre eine Psychotherapie ein adäquater Ansatz, den Sie allerdings derzeit ablehnen.

Ich lehne eine Psychotherapie nicht ab, ich bin sogar in psychotherapeutischer Behandlung (zwar eigentlich wegen was anderem (Schmerztherapie), aber da kommt ja doch auch alles andere zur Sprache). Und auch bevor ich den Port bekommen habe, wurde konsiliarisch eine Psychologin gefragt. Und erst danach wurde die Entscheidung zum Port getroffen, weil diese damals keine psychische Ursache sah.

Ich vermute jetzt vielmehr, dass die aufnehmende Ärztin in der Notaufnahme meine Schilderungen, dass ich nur noch wenig essen und trinken konnte, falsch verstanden hat. Sie hat nämlich nur sehr schlecht deutsch gesprochen und bei allem immer noch 2 oder 3x nachgefragt, weil sie es alles immer nicht richtig verstanden hat. Ich musste sie mehrfach korrigieren. Und wenn sie das falsch aufnimmt, wird das natürlich von den anderen dann auch übernommen. Ich habe inzwischen auch festgestellt, dass ich ein Medikament zu hoch dosiert bekommen habe. Das war mir im KH aber gar nicht aufgefallen. Ich bekomme von einem Mittel immer 1/2 Tablette mit 1,25mg Wirkstoff. Das hatte ich auch so bei der Aufnahme angegeben. Ich bekam auch immer 1/2 Tablette. Es handelte sich dabei aber offenbar um 1/2 Tablette von 2,5mg, denn im Entlassbrief steht nun 1 Tablette 1,25 mg...

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rosaglueck  26.02.2015, 18:14
@Lexi77

Für thyroxinpflichtige Schilddrüsenkranke wirkt richtigdosiertes Thyroxin wie ein Schmerzmittel und Antidepressivum in einem. Das Immunsystem wird stärker, kann Infektionen besser verhindern bzw schneller bewältigen. Die Lunge und der Verdauungstrakt können besser arbeiten, .

In meinem Bekanntenkreis gibt es auch jemand, der mit 75µg Thyroxin manisch-depressiv und SEHR schmerzempfindlich wurde. JAHRE später hat ein Psychiater die Dosisfindung des Thyroxins durch den Hausarzt reaktiviert. Und sie lebte auf, auf allen Ebenen. Heute ist sie bei 150µg Thyroxin gut eingestellt.

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Hallo Lexi,

ich würde mich an meine Krankenkasse wenden. Die zahlen ja schließlich den Krankenhausaufenthalt und die weiteren medizinischen Behandlungen. Wenn der Arztbrief schlichtweg falsch ist, würdest du evtl. unwirksam oder falsch behandelt werden. Das sich sicherlich nicht im Interesse der Krankenkasse, weil zu teuer.

Weiterhin denke ich, dass dieser Spezialist zu dem du fährst, sich ein eigenes Bild von dir und deiner Krankheit macht. Der Ärztebrief wird hier vllt. gar nicht so eine große Rolle spielen.

Gute Besserung, Sandy