Wieso sagen viele, dass Ärzte wenig verdienen?

19 Antworten

Also ich kenne keinen der behauptet das Ärzte „wenig“ verdienen eher das Gegenteil ist der Fall.

Aber auch in anderen Berufen wird ähnlich viel gearbeitet, die dann aber nicht auf den ersten Plätzen im Vergleich landen.

Das stimmt, da gibt es noch einige Berufe sogar welche die noch mehr arbeiten als Ärzte.

Also, woher kommt diese Gefühl, dass Ärzte wenig verdienen oder verdienen sie tatsächlich wenig?

Es gibt sehr gut verdienenden Ärzte. Orthopäden und Radiologen mit eigener Praxis zum Beispiel.

Und es gibt sehr viele Ärzte, die beschissen verdienen. Kinderärzte oder Assistenzärzte im Krankenhaus zum Beispiel. Wenn du deren Stundelöhne ausrechnest, bleibt da häufig nicht mehr als bei einem gut verdienenden Gabelstaplerfahrer übrig. Nur dass der Staplerfahrerbesser Arbeitszeiten hat.

Ein weiterer Punkt ist, dass die Ausbildung zum Arzt sehr lange und kostenintensiv ist. Diese Kosten müssen erst mal wieder erwirtschaftet werden.

Vergleich das mit einem Bankkaufmann, der im ersten Lehrjahr 1.000 EUR pro Monat , im zweiten Lehrjahr 1.100 pro Monat und im dritten Lehrjahr 1.200 pro Monat bekommt. Das bedeutet, noch vor Abschluss seiner Ausbildung hat der in den drei Jahren seiner Ausbildung bereits 40.000 EUR verdient.

In den nächsten 5 Jahren verdient der im Jahr etwa 50.000 EUR. Er kommt damit in den ersten acht Jahren nach der Schule auf knapp 300.000 EUR Gehalt. Der Arzt kommt in dieser Zeit auf 0 EUR Gehalt.

Wenn wir all das zusammenrechnen, dazu die Arbeitszeiten und die Belastung mit einrechnen, sind die 50.000 die ein Assistenzarzt im Jahr verdient oder die knapp 100.000 die ein Oberarzt verdient, nicht wirklich viel Geld.

Alex

Ja, ich denke, du siehst das richtig: Ärzte haben eine hohe Arbeitsbelastung und auch viel Verantwortung. Aber ich denke, es ist nicht nur das. Es gibt einen hohen Konkurrenzdruck zwischen den Krankenhäusern und da ist man als Arzt schnell mal seinen Job los, wenn man die Statistiken nicht aufbessern kann. Und als Hausarzt verdient man wirklich wenig, wenn man bedenkt, dass Hausärzte bei Beschwerden oftmals die allererste Anlaufstelle sind und damit auch eine entsprechende Belastung haben. Hinzu kommt noch, dass Ärzte ihre (teuren und langen!) Weiterbildungen selbst finanzieren müssen, so dass es viele Jahre dauern kann, bis sich Einnahmen und Ausgaben einigermassen die Waage halten.

Wieso sagen viele, dass Ärzte wenig verdienen?

Das habe ich noch nie gehört. Wer behauptet so etwas? Du kennst die falschen Leute.

Aber auch in anderen Berufen wird ähnlich viel gearbeitet

Verglichen mit Krankenhausärzten aber schon wenig. In quasi allen anderen Berufen wäre so viel Arbeit verboten und von Gewerkschaften schon längst niedergekämpft.

Ärzte verdienen sehr gut, aber arbeiten auch viel und haben ein langes Studium ohne Verdienst hinter sich.

Das Gehalt bei Ärzten wird gut, wenn sie den Facharzt erreicht haben. Ab diesem Punkt gibt es mehr Gehalt. Auch die Gründung einer eigenen Praxis wäre damit möglich.

Allerdings muss man bedenken, dass bis zum Facharzt gut 5-6 Jahre Medizinstudium und danach noch mal so 4-5 Jahre Facharztausbildung mit anschließender Prüfung vergehen. Sprich, es dauert so an die 10 Jahre, bis jemand wirklich in diese vergleichsweise hohen Gehaltsklassen kommt.

Und dann ist der Beruf eigentlich auch ein echt belastender. Immerhin trägt man oft die Verantwortung dafür, dass ein Mensch wieder gesund wird oder sogar überlebt. Eine Aufgabe, die bei einem hochkomplexen System wie dem menschlichen Körper alles andere als simpel ist. Dabei lauern dann auch noch hinter jeder Ecke Anwälte auf jeden noch so kleinen Fehler, den der Arzt dabei gemacht haben könnte, um ihn zu verklagen... Ach, und das alles machen Ärzte insbesondere in den ersten Jahren in der Regel in Krankenhäusern - mit Schichten deutlich über acht Stunden, in der Nacht, am Wochenende und an Feiertagen, mit chronischem Personalmangel, sowohl bei den Ärzten, als auch in der Pflege.

Als Kind von zwei Menschen dieser Berufsgruppe kann ich also echt nicht verstehen, wieso so viele so scharf auf diesen Studiengang und Beruf sind ;).

So viele sind da nicht scharf drauf. Aufs Land will schon gar keiner.

@HarryXXX

Der Numerus Clausus ist immer die Abiturnote des letzten, noch zugelassenen Bewerbers. Der NC bei Medizin liegt seit Jahren im ganz hohen 1er-Bereich, oft bei 1,0. Zudem wurde gerade wegen des hohen Andrangs auf die Studienplätze insbesondere in Medizin das Zulassungsverfahren deutlich komplexer gestaltet, weil zu viele sich zu unfair behandelt fühlten, wenn sie auch nach Jahren voller Wartesemester immer noch keine Zulassung bekommen haben.

Daraus leitet sich logischerweise ab, dass eben doch sehr viele junge Menschen sehr scharf auf diesen Beruf sind. Und dass wir trotzdem Ärztemangel haben, liegt eben nicht an fehlenden Interessenten, sondern an fehlenden Studienplätzen :).

@HappyMe1984

Das auch. Aber die verfügbaren wollen nicht aufs Land, weil der verdienst einfach zu schlecht ist. Die gehen dann lieber als angestellte ins Ausland.

@HarryXXX

Wenn dein Beruf so gesucht wäre, weil es zu wenige gibt, die ihn erlernt haben, dass du dir aussuchen könntest, ob du die lukrative Stelle mit gut geregelten Arbeitszeiten an einem attraktiven Wohnort nimmst oder doch eher die sehr anstrengende, wo du nachts durch die Gegend fahren musst, irgendwo auf dem Dorf wohnst ohne die vielfältigen Möglichkeiten einer (Groß-)Stadt, wo am Monatsende weniger hängen bleibt, du aber zusätzlich noch all die Risiken einer Selbstständigkeit tragen musst - welchen Job würdest du wählen ;)?

Der Unterschied zu anderen Mangelberufen ist bei Medizin aber eben der, dass es nicht daran scheitert, dass zu wenige junge Menschen in diesen Beruf WOLLEN. Es scheitert in der Medizin daran, dass für all die, die gerne WOLLEN, Studienplätze fehlen, wodurch sie nicht KÖNNEN. Gäbe es mehr Studienplätze, hätten wir mehr Absolventen, wodurch die Konkurrenz auf Jobs wieder steigt, wodurch sich früher oder später auch wieder mehr Mediziner für den Job als Landarzt entscheiden würden. Das Kernproblem sind die fehlenden Studienplätze...

@HappyMe1984

So furchtbar wenige gibt es nun auch wieder nicht. Aber selbst die Söhne oder Töchter von den Landärzten hier, die dann ebenfalls Arzt geworden sind, die wollen einfach nicht die Praxis des Vaters übernehmen. Aus den genannten Gründen.

@HarryXXX

Mal ganz böse als BWLerin, die ich nun mal bin, gesprochen: solang es weniger Ärzte = Angebot als Stellen = Nachfrage gibt, werden diese Stellen unbesetzt bleiben, da die Nachfrage den Preis bestimmt und der bei anderen Stellen eben besser ist. Ist hingegen das Angebot ein wenig größer als die Nachfrage, also mehr Ärzte als Stellen, dann sinkt der Preis - und die Stellen werden wieder besetzt...

@HappyMe1984

Genau, ich war niemals ein wirklicher Verfechter des Numerus Clausus. Gute Noten haben ist nicht dasselbe wie ein guter Arzt sein.

Es muss aber auch nicht gleich eine Flut geben, wie das bei BWL war oder ist.