Wie wird eine Extremität falsch abgebunden?

5 Antworten

  1. Ich weiß nicht ob das etwas zu weit hergeholt ist, aber: Wenn man nach der Blutung (also weiter entfernt von der Körpermitte als die Blutung) abbindet, könnt es zu einer verstärkten Blutung kommen. Da die Stauung die Blutung in diesem Fall verstärken würde.
  2. Naja „zu starke“ Kraft wäre, wenn du die betroffene Stelle soo stark abbindest, dass das Band evt. in deine Haut oder sogar noch tiefer einschneidet. Ein anderen gefährliches Szenario wäre, wenn alle anderen (auch sehr wichtigen Gefäße) abgebunden werden würden. Das könnte zu einer Unterversorgung und somit zu einem Absterben der betroffenen Gliedmaße führen.

Hi,

dass eine Stauung angelegt wird, welche die Blutung noch verstärkt (Kann mir jemand erklären wie man die bitte erreichen soll und vorallem wie das möglich ist?)

Das ist im Prinzip das Problem von "nicht ausreichend gestaut".

Hierbei unterbricht man zwar den venösen Rückfluss aus der verletzten Extremität (Venostase), aber nicht den Zufluss von arteriellen Blut.

Was passiert? Es fließt munter Blut in die Extremität, kann aber nicht zurückfließen - und fließt folgerichtig aus der Wunde.

Das stellt eines der häufigeren Probleme bei der Anlage von Tourniquets dar.

durch zu starke Kraftanwendung (was heißt hier "zu starke"?) werden das darunter liegende Gewebe und die Blutgefäße zerstört

Das wäre das Problem, welches aus "weit über das notwendige Maß hinaus gestaut".

Heißt: es wird noch fester gezogen, obwohl peripher schon längst kein Puls mehr vorhanden ist.

Dabei kann es durch die mechanische Krafteinwirkung zu Muskelquetschungen (Kompartmentsyndrom) oder eben zu Schäden an Nerven etc. kommen.

Das ist insgesamt eher selten.

Zum Aspekt des Tourniquets in der Ersten Hilfe

An sich wird das Abbinden aus gutem Grund nicht in der EH-Ausbildung unterrichtet - spezielles Material notwendig, fehleranfällig und es erfordert regelmäßige Übung.

Und eben genau der Punkt: falsch angewendet macht's mehr kaputt, als dass es hilft.

Das Tourniquet ist eben "Profi-Material" und sollte wirklich nur von den Personen eingesetzt werden, die damit umgehen können.

Ich gebe zu bedenken: trotz sieben Jahren hauptamtlich im Rettungsdienst habe ich es nicht ein einziges Mal benötigt - und selbst unter meinen Kollegen kenne ich nicht einmal eine Handvoll, die es je eingesetzt haben.

Die Wahrscheinlichkeit, dass also ein Ersthelfer in Deutschland in die Verlegenheit kommt, eines zu brauchen, konvergiert gegen Null.

LG

Man kann ja noch "froh sein", wenn es ein professionelles Tourniquet ist und kein Kabel oder dergleichen...

Verletzungen, die ein Abbinden erfordern /rechtfertigen sind extrem selten. Dann ist auch eine falsche Abbindung besser, als keine.

Bei der falschen Abbindung können Nerven und Strukturen zerstört werden. Dann hat der Patient nicht nur einen abben Finger sondern auch noch einen gelähmten Arm.

Eine gute Abbindung erfolgt großflächig an geeigneter Stelle mit einer Kompression, die höher als der Blutdruck ist. 250..300 mmHg sind ausreichend. Auch wenn es durch Stress zum Anstieg des Blutdrucks kommt.
Ein Grund für eine Abbindung wäre z.B. Die vollständige Amputation eines Armes oder Beins. Ideal für eine Abbindung ist eine Blutdruckmanschette. Es geht aber auch ganz gut ein Ratschen-Spanngurt. Idealerweise unterpolstert. Bei solch einer Maßnahme hat man auch keine Zeit und muss mit dem auskommen, was man gerade hat.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Hallo,

Laut aktuellen Erste-Hilfe Guidelines binden (zivile) Ersthelfer gar nichts mehr ab. Starke Blutungen werden entweder mittels Druckverband oder - wenn dies aufgrund der verletzungsposition (z.B Rumpf) nicht möglich ist - manuell komprimiert.

Abbinden sollten nur dafür ausgebildetes Rettungsfachpersonal, am besten mittels Tourniqet.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Hallo,

schade, dass du die Frage nicht beantwortet hast. Vielleicht könntest du nochmal darauf eingehen? Dass Zivis als Ersthelfer nichts mehr abbinden, habe ich noch nie gehört und jetzt auch nach nachschlagen in den Lehrwerken und in den aktuellen EH Guidelines für mein Bundesland nichts dazu gefunden. Könntest du mir dazu eine Quelle angeben?

@Waldemarie

auf der Seite des DRKs ist nirgends von abbinden oder Tourniquets die Rede . Was der FS aber wohl meint , ist ,dass Ersthelfer in Kursen das Abbinden vielleicht nicht mehr lernen . Ob ihnen direkt abgeraten wird weiß ich nicht .

@Halbrecht

Nein, wir unterrichten das Abbinden noch. Darum wundert mich die Aussage ehrlich gesagt ein wenig. In den Guidelines von 2015 wird der Einsatz einer Tourniquets sogar empfohlen. Eine neue Version der EH Guidelines kenne ich nicht und habe ich auch nicht gefunden...

@Waldemarie

Das Tourniquet ist sicher nicht "verboten" , nur scheint der Ungeübte damit auch Schaden anrichten zu können .........Aber wie las ich eben noch beim DRK :

„Das Einzige, was man in der Ersten Hilfe falsch machen kann, ist nichts zu tun. Jede Maßnahme, die ein Ersthelfer unternimmt, erhöht die Überlebenschancen des Patienten.“, versichert Dr. Schreiber.

zur Stauung : da kann ich mit Laienwissen nur vermutung , dass eine Stauung vielleicht einen Gegendruck erzeugt ???? Her mit den Medizinern.

@Waldemarie

Bitte was ?! Abbinden wird bereits seid 2015 nicht mehr empfohlen...

bzw. wird nach aktuellem Curriculum AV1 sogar gelehrt, dass es zu unterlassen ist, und das auch aus guten Grund.

@Halbrecht

Nun ja, das Tourniqet fällt unters MPG, also ist es für Laien schon „verboten“...

@Waldemarie

Diese „Empfehlung“ würde ich gerne sehen.

wo finde ich diese aktuellen Erste-Hilfe Guidelines im Netz ?

@Halbrecht
wo finde ich diese aktuellen Erste-Hilfe Guidelines im Netz ?

Maßgeblich sind die Vorgaben der DGUV - denn die ist für die Zulassung von EH-Ausbildungsstellen und somit mittelbar auch für die Inhalte der EH-Kurse verantwortlich.

Und in der dortigen "Anleitung zur Ersten Hilfe" (https://publikationen.dguv.de/widgets/pdf/download/article/698), S. 15, wird neben dem Druckverband lediglich die manuelle Kompression der Wunde genannt. Kein Abbinden.

Das ist auch schon einige Jahre länger so - auch bei meinem ersten EH-Kurs, der doch deutlich länger zurückliegt, war es kein Bestandteil und wurde auch nicht empfohlen.

Das ist typisch für Lehrbücher , mehr noch für Broschüren :

zu starke Kraftanwendung..............wird nicht weiter erklärt , was auch schwierig ist , da die Menschen unterschiedlich kräftig sind oder unterschiedlich sind , was die Bereitschaft betrifft fester abzubinden aus Sorge ( beispiel auch : zu geringer Druck bei Herzmassage ) .

Man könnte aber ein Kriterium nennen : z.B anliegende Haut zeigt Rillen von Zugbeanspruchung o.ä.

Jedenfalls kann jemanden die notwendige bzw gefährliche Stärke nur von einem Fachmenschen mit Erfahrung gezeigt werden inclusive Probeabbinden an einem geeigneten Dummi.

in diesem Leitfaden zu finden ist :

Bild zum Beitrag

man lese und staune : auch hier die beiden schwammigen Adjektive : ausreichend u n d suffizient : wobei Analgesie sicher kein Punkt für Ersthelfer ist , es sei denn sie werden mangels Notarzt und Rettungssänitäter telefonisch beraten .

Und ! Ohne Übung ....................

https://www.coliquio.de/wissen/klinik-wissen-kompakt-100/Notarzteinsatz-So-stoppen-Sie-lebensbedrohliche-Blutungen100

 - (Gesundheit und Medizin, Medizin, Ausbildung)

Hallo,

der von dir angegebene Link ist für Notärzte und RD-Personal relevant, und eindeutig NICHT für Ersthelfer gedacht. Das abbinden durch Laien ist zu unterlassen und eine Analgesie, also das bekämpfen von akuten Schmerzen mittels Medikamentengabe wird vom Arzt (und nur vom Arzt bzw. vom NFS auf Anweisung) durchgeführt.