Wie kann man die soziale Kompetenz bei Hochbegabten fördern?

8 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ein wirklich guter Link! Danke Dir, Almmichel ! Das werde ich mir später in Ruhe zu Gemüt führen.

@Momo1965

Die Fall-Beispiele in Deinem Link sind in vielen Punkten so übereinstimmend mit dem, was wir erleben, dass man glauben könnte, sie beschreiben meine Tochter. Ich habe ein paar gute Ansätze gefunden, die ihr (und mir) möglicherweise weiter helfen können.

Ich danke Dir sehr dafür!

@Momo1965

Gerne geschehen. Stets zu Diensten. DH

Ich spreche hier als Lehrer und habe mich aus beruflichen Gründen mit Hochbegabung befasst. Die meisten Eltern lassen ihre Kinder testen,weil sie in irgend einer Weise verhaltensauffällig werden und das ist ja auch verständlich.Muss ich dir wohl nicht erklären.Nach allen Weiterbildungen wurde mir klar,es gibt viele Möglichkeiten ,Hochbegabung zu erkennen.Aber bis auf wenige Internatsschulen gibt es keine geeignete Möglichkeit,diese Kinder wirklich zu fördern.Denn immer,wenn ich nach Fördermöglichkeiten frage,ist Schweigen im Wald.Es gibt viele Fördermöglichkeiten für Minderbegabung,aber für Hochbegabung wurstelt sich jeder Lehrer so durch.Ich hatte mal einen Jungen,der wurde über eine Zeit von einer Mitarbeiterin des Jugendamts begleitet.Die kam genau wegen des von dir beschriebenen Problems.Sie kam einmal in der Woche und arbeitete mit dem Jungen und uns Lehrern am besagten Sozialverhalten und zwar an konkreten Situationen.Das hat für den Jungen und auch für die Mutter eine ganze Menge gebracht.Ich weiß,du warst schon viel bei Psychologen,aber hier ist wohl der Schulpsychologe gefragt.Vielleicht wäre eine ähnliche Begleitung bei deiner Tochter auch möglich.Leider ist das Ganze schon ein paar Jahre her,so dass ich nicht mehr fragen kann,welche Voraussetzungen vorhanden sein müssen.Aber es ist nicht unüblich ,Kinder auf diese Weise zu begleiten.Ein schwerhöriges Mädchen wurde ähnlich betreut.Vielleicht kann man euch so ein Stückchen weiter bringen. Viel Glück!

Vielen lieben Dank für Deinen Beitrag! Es ist sehr interessant, die Ansicht eines Lehrers dazu zu erfahren. Bedauerlicherweise wird das Thema Hochbegabung in dem Studiengang auf Lehramt so gut wie gar nicht abgehandelt. Wenn sich ein Pädagoge mit dieser Thematik beschäftigt, dann nur aufgrund von Eigeninitiative. Ich zolle Dir großen Respekt dafür, dass Du Dich engagiert um Weiterbildung bemühst.

Alle bisherigen Lehrer meiner Tochter waren allesamt mehr als nur bemüht, ihr gerecht zu werden. Aber natürlich sind ihren Möglichkeiten Grenzen gesteckt. Auch wir haben den Besuch einer Internatsschule in Erwägung gezogen, aber aus vielerlei Gründen davon wieder Abstand genommen. In derartigen Schulen besteht das selbe Problem, wie überall anders auch. Kinder mit einer offenen Begabung haben dort die besten Möglichkeiten. Im Fall meiner Tochter wurde uns aber von allen Seiten dringend davon abgeraten, selbst von der Internatsleitung. Hinzu kam eine familiäre Situation, aufgrund derer meine Tochter die Trennung von mir emotional überhaupt nicht hätte aushalten können.

Zur schulpsychologischen Betreuung sei gesagt, dass an der Schule meiner Tochter eine ganz hervorragende Sozialpädagogin mit psychologischer Zusatzausbildung tätig ist. Sie ist hoch engagiert und meines Erachtens auch ausgesprochen kompetent. Die Gespräche mit dieser Pädagogin sind für meine Tochter wirklich sehr hilfreich und werden daher gerne in Anspruch genommen. Aber auch hier sind die Möglichkeiten begrenzt. In erster Linie dienen sie zur Konfliktbewältigung im Umgang mit anderen Schülern wann immer es eine solche Situation erfordert.

Kann man ein hochbegabtes Kind nicht lehren dass sein und Schein wichtig ist. Dass jeder Mensch diese zwei Seiten hat? Bin nur eine Mutter zweier ganz "normalen" Kinder, meine aber dass soziale Kompetenz gefördert wird in dem man ihnen Toleranz (eine ganz wichtige Eigenschaft ist um soziale Kontakte zu halten und zu pflegen)nahe bringt??. Gilt das nicht für Hochbegabte. Kann das dann nicht funktionieren?

Natürlich ist Toleranz im Umgang mit Mensch wichtig, wenn nicht sogar das Wichtigste. Und selbstverständlich versuche ich meinen Kindern, davon eine gute Portion mit auf ihren Weg zu geben - unabhängig von ihrer Begabung.

Aber fragen wir uns doch einmal selbst, was wir bereit sind zu tolerieren! Dass ein Mensch anders ist, anders denkt, anders fühlt, dass er einen anderen Geschmack haben kann in Bezug auf so ziemlich alles, dass er die Dinge anders angeht usw. Diese Liste könnte ich jetzt unendlich lange fortsetzen. Ich denke, Du verstehst, was ich meine.

Aber, frage Dich bitte einmal selbst, ob Du fähig und gewillt bist, Eigenschaften wie Unaufrichtigkeit, teilweise Verlogenheit und bewußte Vortäuschung falscher Tatsachen zu tolerieren.

Ich halte mich persönlich (und das gilt auch für meine Tochter) für einen sehr toleranten Menschen. Mein Motto lautet: Leben und leben lassen! Aber bei diesen Dingen fehlt es auch mir an Toleranz.

Ich versuche immer wieder auf's Neue, meinen Kinder Werte zu vermitteln, ohne die das Zusammenleben und der Umgang miteinander nicht möglich ist. Und dazu gehört auch Offenheit, Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit.

Verstehst Du jetzt, wie es zu dieser Diskrepanz zwischen ihrer Wahrnehmung und ihrer emotionalen Verarbeitung kommt?

Ich danke Dir sehr für Deine Antwort, denn grundsätzlich hast Du vollkommen recht.

@Momo1965

Momo65,ich hoffe du siehst dass ich dich bzw.deine Erziehung nicht kritisieren wollte. Mich interessiert nur ob ein hochbegabtes Kind diese Werte eher in Frage stellt als andere. Geht ein hochbegabtes Kind mit diesen Dingen anders um?und wenn ja, warum. Was läuft da anders? liebe Grüße meinereins

@meinereins

Meinereins , wenn ich mich unangemessen kritisiert fühlen würde, dann wüsstest Du es bereits! Ich kann Dich aber voll und ganz beruhigen, ich fühlte mich in keinster Weise kritisiert, sondern habe schon das Interesse hinter Deinen Fragen erkannt. :-)

Ich kann nicht für alle Hochbegabten sprechen, sondern nur über meine Tochter. Die Werte, die ich ihr zu vermitteln versuche, nimmt sie vermutlich weitaus ernster, als manch anderer, vor allem, wenn es um Ehrlichkeit geht, da das genau der Punkt ist, mit dem sie immer wieder Schwierigkeiten im Umgang mit ihren Mitmenschen hat.

Zum besseren Verständnis lies Dir doch bitte mal meinen Kommentar unter Ostseemuschels Antwort durch (falls noch nicht geschehen). Wenn Du weißt, über welche unglaubliche Fähigkeit sie verfügt, wirst Du verstehen können, warum sie ganz besonders auf Ehrlichkeit gesteigerten Wert legt.

ach Gottchen, wie bei so vielen Müttern wird bei dir wohl eher der Wunsch die Mutter des Gedankens sein.Behandle dein Kind ganz normal, wie alle Kinder. "Latent hochbegabt" was soll das sein? Latent hochbegabt sind alle Kinder. Gehe mit deinen Kindern viel nach draußen, zeige ihnen die Stadt und die Natur, sprich viel mit ihnen, vermeide die Glotze und den PC, dann werden aus deinen "latent hochbegabten" Kindern sicher ganz normal, glückliche und zufriedene Kinder.

gf ist eine Ratgeber-Plattform! Es empfiehlt sich im Interesse aller User, sich nur dann zu Wort zu melden, wenn man zumindest im Groben mit der gestellten Thematik vertraut ist.

Deine Antwort hier und ebenso Dein Kommentar unter der "hilfreichsten Antwort" lässt allerdings vermuten, dass Du keine Vorstellung von latenter Hochbegabung hast.

Daher sehe ich mich auch nicht veranlasst, mich vor Dir zu rechtfertigen. Tut mir leid!

Als erstes müsste man in dem Zusammenhang den Begriff "soziale Kompetenz" hinterfragen. Ich überspringe das, weil meine Antwort sonst "ausufern" würde.

Ein simpler Vergleich drängt sich hier auf:

Ein Ferrari ist ein hochmotorisiertes Auto. Er ist mit all den Vorteilen, welche durch diese Hochmotorisierung bedingt sind, ausgestattet. Er hat aber auch all die Nachteile, welche eine Folge dieser Hochmotorisierung sind.

Darum fahren Ferrari Fahrer mit diesem Auto kaum zum nächsten Supermarkt um einzukaufen und sie benützen das Auto auch nie für Familienausflüge. Wer immer an einem Ferrari lange Zeit Freude haben möchte, der darf ihm nicht andauernd untertourig fahren. Dadurch würde der Motor kaputt und das Auto wertlos werden.

So, jetzt wieder von der Technik zum Menschen. Zum Hochbegabten.

Hochbegabung ist wie Minderbegabung ein intellektuelles Niveau, das sich vom durchschnittlichen Niveau unterscheidet. Menschen die entweder mit der einen oder anderen Begabung ausgestattet wurden (es ist dies ja kein Eigenverdienst) können also nicht zum Durchschnitt gezählt werden. Der Durchschnitt ist jedoch die Mehrheit und somit die Norm.

Alles andere ist Minderheit und muss somit als Randschicht - als Außenseiter - betrachtet werden. Außenseitersein ist mit zahlreichen Nachteilen verbunden. Außenseiter sind weniger in einer Gesellschaft integriert. Logische Folge davon: sie sind einsamer als der dem Durchschnitt Zugehörige. Außenseiter können vieles sozial Verbindendes nicht mit der Gemeinschaft teilen. Nicht weil sie es nicht möchten, sondern weil sie es nicht können. Gehindert werden sie daran sowohl von der Mehrheit der Gemeinschaft als auch durch ihre besondere Veranlagung.

Hochbegabte waren und werden eines immer sein: Menschen, die nicht in dem Maße sozial integriert sind wie Normalbegabte. Ein Kind, ein Jugendlicher wünscht sich nichts so sehr wie anerkannt und in der Gemeinschaft voll akzeptiert zu sein. Ein Kind, ein Jugendlicher weiß (zumindest in seinem Innersten), wenn es/er anders ist als die meisten anderen. Und das ist eine sehr schwierige Situation für den Betreffenden.

Und jetzt erinnere ich mich wieder daran, dass wir hier bei gf sind, und die Antworten eine bestimmte Länge nicht überschreiten dürfen.

Also zum Wesentlichen

Als Mutter einer Hochbegabten möchte ich Dir, liebe Momo, dreierelei raten:

  • Suche Foren, Vereine von Eltern mit ähnlichen Problemen und setze Dich mit dem Dich am meisten ansprechenden in Verbindung.

  • Sorge - wo immer Du nur kannst - dafür, dass Deine Tochter altersmäßig entsprechend andere Hochbegabte treffen und sich mit ihnen austauschen kann.

  • Nimm es als gegeben, dass Deine Tochter nur eine andere Art von sozialer Kompetenz entwickeln kann, und diesbezüglich nie mit normalem Maßstab gemessen werden darf.

Und ein kleiner Trost zum Schluss, Deine hochbegabte Tochter braucht genau so viel (und das ist sehr sehr viel) Liebe, wie jedes andere Kind auch. Und darum kannst und sollst sie so sehr lieben, wie Du es möchtest. Und Hochbegabte müssen ihrer Begabung entsprechend gefordert werden. Unterforderung ist genau so schlecht wie Überforderung und schafft unglückliche Menschen.

Liebe Entdeckung , das war eine perfekte Analyse der Situation von Hochbegabten! Man merkt, dass Du Dich ganz offensichtlich sehr intensiv mit dieser Thematik auseinander gesetzt hast. ;-)

An einer Stelle muss ich Dir allerdings - zumindest bedingt - widersprechen: Der Vergleich zwischen Minderbegabten und Hochbegabten spiegelt sich im Alltag in jedem Fall wieder und es gibt ohne jeden Zweifel Parallelen. So weit stimme ich Dir zu.

Jedoch besteht bei einer Minderbegabung zumindest die theoretische Möglichkeit, durch gezielte Förderung ein Durchschnittsmaß zu erreichen. Der Hochbegabte wird sich aber niemals dem Durchschnitt nähern können, sondern immer seine Außenseiter-Position behalten.

Vielen Dank auch für Deine konkreten Tipps. Den Kontakt zum Verein der Hochbegabten hatten wir über einige Jahre hinweg, haben damit aber leider keine guten Erfahrungen gemacht. Dort trifft man in der Regel nur auf die Jenigen, die eine prägnante Begabung haben. Auch alle angebotenen Veranstaltungen und Work-Shops sind in erster Linie auf diese Zielgruppe ausgelegt. Es haben sich aber zwei nette betroffenen Familien gefunden, zu denen wir nach wie vor einen losen Kontakt halten. Aber auch das dient mehr oder weniger nur dem Erfahrungsaustausch und dem moralischen Unterstützen bei uns Eltern. Die Kinder selbst sind so unterschiedlich in ihren Begabungen, dass sie teilweise überhaupt nichts miteinander anzufangen wissen.

@Momo1965

aha, deine Tochter hat also keinerlei "prägnante" Begabungen. Woraus schliesst du denn eigentlich, dass sie hochbegabt ist, denkst du sie ist es, nur weil du sie einfach toll findest?

@Fritzchen77

Wer denken kann, der tut sich leichter:

Nach Deinem Einwand zu schließen, hast Du keine Erfahrung mit echten Hochbegabten.

Und woher willst Du wissen, dass eine verantwortungsbewußte Mutter nicht zuvor alle möglichen Fachleute zu Rate gezogen hat, bevor sie die Tatsache akzeptiert hat, dass ihr Kind hochbegabt ist?

Glaubst Du denn, dass eine solche Hochbegabung das reinste Vergnügen sowohl für die Eltern als auch für das Kind ist?

Das genaue Gegenteil ist der Fall.

Und hättest Du Momos Ausführungen gelesen, dann würde sich Dein Kommentar hier erübrigen.

Bei der weitaus größeren Gruppe, bei der die Hochbegabung latent vorhanden ist ....:

Ein weiteres Drittel fristet als „latente Talente“ ein eher unauffälliges Dasein inmitten der „normalen“ Bevölkerung und kann dabei auch nach und nach seine besonderen Fähigkeiten verlieren. Sie hatten zwar auch keine größeren Probleme, die Schule zu schaffen, oft haben sie das Abitur in der Tasche oder sogar einen Hochschulabschluss, trotzdem haben sie sich eher so „durchgemogelt“ als ihr eigentliches Potenzial wirklich ausgeschöpft.

@Entdeckung

Entdeckung, Deine Aussage ist voll und ganz zutreffend. Aber auch ohne hochbegabt zu sein, reichen meine Fähigkeiten im Bereich des Antizipierens aus, um zu erkennen, wann eine sachliche Argumentation Erfolg versprechend ist oder auch nicht. Ich gehe fest davon aus, dass das bei Dir nicht anders ist.

Wir sollten demnach unsere Energie eher den hoffnungsvollen "Fällen" zukommen lassen.

Klug ist, wer erkennt, wann sich die Mühe lohnt und wann nicht... nicht wahr, liebe, kluge Entdeckung? ;-)

@Momo1965

Du hast ja wieder einmal recht ...