Wie kann man der Angst vor dem 1. StEx Jura entgegenwirken?
Hallo Leute,
ich bin momentan noch im 6. Semester. Im Oktober beginnt für mich das 7. und somit die Examensvorbereitung. Ich mache ein Rep bei Hemmer, habe aber schreckliche Angst vor der Examensvorbereitung und dem Examen an sich. Ich bin weiß Gott kein schlechter Student, befinde mich Notentechnisch größtenteils im Bereich zwischen 9 und 11 Punkten, aber das sind eben die Universitätsklausuren und nicht das Examen. Ich habe wahnsinnige Angst zu versagen, ein schlechtes Examen zu schreiben, somit schlechte Berufschancen zu haben, aber auch mich und meine Eltern zu enttäuschen. Zudem finde ich es bedenklich, wenn man bereits so lange Zeit vor dem Examen Versagensängste hat. Meine Kommilitonen scheinen alle ganz locker mit dem Thema umzugehen und keinerlei Ängste zu haben.
Wie kann ich dagegen vorgehen und was wäre mir zu empfehlen, um die Angst zurückzuschrauben?
2 Antworten
Ich bin selbst Jurist und kenne die Anforderungen des Studiums. Es ist aber keine Panik angesagt: Die zu bearbeitenden Fälle im 1. Staatsexamen sind nicht schwerer (wenn auch ausführlicher) als die der großen Scheine. Versuch nicht alles zu lernen, das schaffst Du eh nicht. Besorg´Dir frühere Examensfälle und arbeite die durch. Stell Dir das so vor: Im Examen hast Du - bezogen auf die verschiedenen Fragestellungen - wenig Zeit. Ein falscher Ansatz und sich dabei in Nebengebiete verrannt, schon kommst Du in Zeitnot. Die fachlichen Kenntnisse wirst Du haben, das ist nicht das Hauptproblem. Das Hauptproblem ist, die Fragestellung gut "herauszupräparieren" und sachgerecht zu bearbeiten. Ein Fehler, der viel Zeit kostet, ist das Bestreben vieler Kandidaten, viel zu schreiben, um die Fülle ihres Wissens ausbreiten zu können. Das ist nicht gefragt. Und so könnte auch kein Richter seinen Arbeitsalltag gestalten. Bei der Vorbereitung solltest Du mit Deiner Arbeitsgruppe (Du hast doch hoffentlich eine?) Fälle unter Examensbedingungen bearbeiten: Nur die Unterlagen, nur die Zeitdauer wie im Examen, kein Reden und daneben ein tickender Wecker, der so richtig stört. Nach Ablauf der Zeit schnappt sich jeder die Blätter des Nachbarn, die Musterlösung und einen Kuli mit roter Tinte. So kannst Du etwas den Stress trainieren, der in der Prüfung Dich belasten könnte. Ich nehme an, dass der Repetitor sich im letzten Semester auf die Fallbearbeitung konzentrieren wird. Hausarbeit (falls in Deinem Bundesland vorgesehen) oder mündliche Prüfung bieten dagegen weniger Schwierigkeiten. Und jetzt noch ein psychologisches Hilfsmittel, welches meinen Studierenden oft geholfen hat. Schreib´folgende Sätze groß auf ein Blatt Papier und hänge das Blatt so vor Deinen Schreibtisch, dass Du es immer vor Augen hast: Ich lerne leicht und erfolgreich. In der Prüfung wird mir alles einfallen, was ich gelernt habe. Ich werde das Examen mit einer guten Note bestehen.
Und das wirst Du auch!!
Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie froh, erleichtern und motiviert ich nun wegen deiner Antwort bin! Vielen herzlichen Dank:-)
Naja gehen wir doch mal den Worst-Case durch und schauen ob das wirklich so schlimm ist.
1. Fall
Du schreibst ein nur passables Staatsexamen, bestehst aber. Bist also bei den Noten eher im Durchschnitt. Beim Staat kriegste keinen Job und bei den großen Kanzleien auch nicht. Du müsstest also eine eigene Kanzlei aufmachen, wo du womöglich sogar pleite gehst und dann Insolvenz anmelden musst. => Schlechte Zukunft
2. Fall
Du fällst durch das Staatsexamen durch, schaffst es auf den zweiten Anlauf => 1. Fall tritt ein
3. Fall
Du fällst endgültig durch. Hast komplett versagt. Über 5 Jahre deines Lebens vergeudet und es ist echt alles totaler Mist.
Fazit: Verdammt nochmal schwing deinen Hintern an die Bücher, sonst siehts düster aus