wie fühlt sich eine schusswunde an?

5 Antworten

Guten Morgen Dir,

danke für Deine interessante Frage.

Am 10.07.2022 schoss ich mir im Rahmen eines Unfalles beziehungsweise eines Versehens mit einer Schreckschusspistole des Herstellers Walther (P99, 9mm) in meine linke Hand.

Es war ein Schuss aus einer sehr nahen Distanz, ich meine, dass es in etwa 10cm waren. Deine Frage möchte ich wie folgt beantworten:

Stell Dir vor, dass Du auf einem Stuhl sitzt. Denn Du bist beim Aufräumen. Du möchtest die Waffe samt Koffer wegpacken. Dennoch möchtest Du Dich natürlich sicher fühlen, weshalb Du zuvor die Waffe dem Koffer entnimmst.

Du entnimmst das Magazin (unten), damit nicht etwas passieren könnte, also, um Eventualitäten vorzubeugen, im Prinzip also aus Vorsicht.

Dann möchtest Du die Waffe (ohne Magazin) wieder zurück in den Koffer packen, im Anschluss daran das Magazin.

Nun ... dazu nimmst Du die entladene Waffe in Deine rechte Hand, während Du mit der linken Hand den Koffer zu Dir heranziehst. Du bist dabei sehr entspannt.

Deine rechte Hand hälst Du währenddessen in einer schwach ausgeprägten Rechtsneigung. Jetzt folgt der Moment, indem Du den Unfall Deines Lebens erlebst.

Dein Finger rutscht ab auf den Abzug. Es knallt, eine Patrone trifft mit über 2.000 Bar Gasdruck Deine linke Hand. Es betrifft die Position der Finger "Mittelfinger und Zeigefinger".

Zwischenfingerfalte 2, genaugenommen. Den Nachhall in den Ohren nimmst Du den Gestank von verbranntem Fleisch war. Du siehst Deine Hautfetzen fliegen. Es folgt der Blutverlust.

Blut spritzt aus Deiner Hand, in alle möglichen Richtungen. Du bist natürlich perplex und auch benommen, alles dröhnt in Deinem Kopf. Etwa 10 bis 15 Sekunden vergehen.

Nun realisierst Du, dass Du getroffen bist. Die Waffe und den Koffer packst Du blutend zur Seite, dann stehst Du blutend auf.

Langsam und ruhig begibst Du Dich blutend zur Tür, während Du Dir die getroffene Hand mit der gesunden Hand zuhälst. Damit bist Du bemüht, Deine Blutung zu stoppen. Es gelingt Dir aber nicht, denn diese ist zu heftig und stark.

Blutend an der Tür angekommen, lässt Du Deine Hand kurz los, um die Tür zu öffnen. In diesem Moment pumpt Dein Körper extrem viel Blut.

Dein Kopf schaltet sich ab, Deine Gefühle auch. Die darauffolgenden 15 Sekunden Kampf auf Leben und Tod beginnen. Du rennst los, die Treppe nach oben zum Nachbarn.

Blutend, zwei Etagen, unter Adrenalin. Das Blut pumpt und zwar richtig! Dich blutend nach oben schleppend bist Du bei Deinem Nachbarn. Den Schlüssel hektisch und blutend in's Schloss.

Dich mit letzter Kraft dort hinein schleppend siehst Du blutend Deinen Nachbarn. Dieser befindet sich bereits am Waschbecken.

Was folgt, ist ein kurzer Austausch der Blicke. Dann kommt Wasser in die Wunde (die Hand). Die Blutung stoppt kurz, ist danach in einem moderaten Zustand durch das Zuhalten mit einem Blatt Küchenrolle oder "Krepp".

Dein Nachbar ruft den RTW und die Polizei, in dieser Zeit begibst Du Dich leicht blutend die Treppe nach unten (5 Etagen). Vor dem Haus wartest Du, ca. 5 bis 7 Minuten vergehen. Es herrscht eine gefühlte "Totenruhe".

Im RTW dann ein freundliches Gespräch über Kriegverletzungen aus Afghanistan und nette Polizisten. Dein Blutdruck beträgt nach etwa zehn bis fünfzehn Minuten ca. 160 zu 100.

Die Fahrt beginnt, Blaulicht ja, Sirene nein. Du kommst an dem Klinikum an, dass Du bereits kennst, steigst aus und gehst dort hinein. Du setzt Dich hin und wartest ab.

Wobei ... es geht noch zum Röntgen. Multiple Fremdpartikel, Splitter. Jedoch laut Röntgen keine zu sehende Fraktur (Bruch).

Dann folgt die Not - OP. Diese verläuft sehr ruhig, sachlich und fachlich kompetent. Dann geht es los. Der Dich operierende Chirurg scheint mit einer schwierigen Entscheidung zu kämpfen.

Amputation ... ja oder nein? Ihr kommuniziert, einigt Euch rasch auf ein nein. Dann trifft der Chirurg die TOP - Aussage, dass Du keine Schmerzen leiden sollst. Total süß. 😊

Der Chirurg betäubt nun Deinen Nerv, Du spürst ein starkes Polster in Deiner Hand. Der Chirurg entfernt nun die Kugel aus Deiner Hand.

Danach hast Du das Gefühl, als würden Dein Nerv, die Sehne und Deine Arterie wieder zusammengenäht werden.

Nach etwa 3,5 Stunden verlässt Du die Klinik. Es folgen zwei Wochen der Ruhigstellung. Der Dich nachbehandelnde Chirurg stellt Dir die Frage, ob Du Mitglied im Schützenverein bist?

Tatsächlich wolltest Du dort Mitglied werden. Es ist nun so, dass der Schuss in Deine ✋️ 39 Tage zurückliegt. Aufgrund der Komplexität Deiner Hand musst Du Dich neu orientieren, strukturieren, organisieren.

Auch das Schreiben (Handschrift) musst Du neu erlernen. Lustig ist dies eher nicht, aber nötig. Es ist zeitweise extremst schmerzhaft, wenn Du grade Schmerzschübe haben solltest.

Um Dir nun also auf Deine Frage, wie sich eine Schusswunde anfühlt zu beantworten ...

... es kommt drauf an, da sind so einige Faktoren von Bedeutung. Wie stark war der Einschlag, wie tief traf der Schuss, wie schnell war die Kugel?

Wie verhält sich Dein Umfeld, wie verhalten sich Deine Mitmenschen, wie gehen diese in Deinem Beisein damit um? Wie ist das Wetter, wie ist die Stimmung, die Dich umgibt und prägt. Naja ... all solche Aspekte eben.

Solch eine Erfahrung wirst Du, sofern Du sie erst einmal gemacht hast, niemandem wünschen. Es gibt aber immer Anlässe, auch mit einer solchen Schusswunde weiterzumachen! So ... nun weißt Du vermutlich, denke ich mal, wie sich eine Schusswunde anfühlt. 😉

Hast Du noch weitere Fragen dazu, so frag mich gern. Wenn ich kann, antworte ich Dir gerne. 👍

Dir weiterhin alles Gute & beste Gesundheit.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich sag dir, es ist meist grauenhaft. Hängt hatürloich alles von der Waffe und der Munition ab, aber es tut in jedem falle höllisch weh. Und ja, du kannst selbst an einem Streifschuss verbluten, weil der innere Blutungen auslöst. An dem sogar eher, als wenn ein glatter durchschuss da ist, z.B. an der wade. Da bräuchtest du eig. nur einen schönen Druckverband und nen haufen SAchmerzmittel und auf gehts zum Arzt!!!! Jay!!!

Ein plötzlicher und immenser Schmerz welcher auch zu Bewusstlosigkeit führen kann

joa es wird richtig weh tun :)

das ist bei jedem verschieden. natürlich führt ein zu hoher blutverlust zur bewusstlosigkeit. manche menschen spüren eher weniger, bei manchen ist der schmerz aber so stark, dass sie sofort bewusstlos werden