Welche Erfahrungen hast Du mit dem homöopathischen Arzneimittel "Traumeel® S" gemacht?

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Hallo Vivi2010,

Traumeel ist ein Produkt der Firma Heel, das bei uns aus juristischen Gründen von Heel als Homöopathikum vermarktet wird.

Der Firmengründer hat das Mittel allerdings nicht gemäß der Homöopathie, sondern nach seiner eigenen (wissenschaftlich genauso wenig haltbaren Lehre der) "Homotoxikologie" zusammengestellt. Nach dieser (falschen) Vorstellung beruhen __alle__ Erkrankungen des Menschen auf einer mangelnden "Ausleitung" von Umweltgiften und anderen äußeren Einflüssen durch den Körper. Traumeel ist entsprechend dieser Lehre zur Anregung von "Ausleitungsprozessen" gedacht.

Wie gesagt: Bereits die Philosophie hinter dem Mittel ist nicht haltbar; in den USA hatte Heel mehrfach juristische Schwierigkeiten mit den dortigen Aufsichtsbehörden, weil die Mittel trotz fehlender Wirksamkeitsnachweise auch bei ernsten Erkrankungen empfohlen wurden.

Nachlesbar wäre das alles hier:

http://www.homöopedia.eu/index.php/Artikel:Homotoxikologie

Hierzulande wird Traumeel vom Hersteller meist als Salbe bei Sportverletzungen empfohlen, also bei blauen Flecken, Prellungen, Verstauchungen u.ä.

Nachgewiesen ist die Wirksamkeit auch dafür NICHT.

Hier auf der Patientenseite der Cochrane-Stiftung ist das erklärt:

https://www.medizin-transparent.at/traumeel-hilft-ein-homoeopathisches-mittel-bei-sportverletzungen

Es gibt beispielsweise eine Studie zum Thema... doch in der gab es keine Placebogruppe. Verglichen wurde mit Diclofenac... Cochrane kritisiert:

Es ist nämlich nicht geklärt, ob die Menge und Konzentration des verwendeten Diclofenac-Gels zu gering war, um bei einem verstauchten Knöchel deutlich zu helfen. Es könnte also durchaus sein, dass der vom Forschungsteam gezogene Vergleich hinkt, weil Traumeel in Gelform mit einer möglicherweise kaum wirksamen Diclofenac-Dosis verglichen wurde. Zudem weist die Studie weitere grobe Mängel auf und ist auch deshalb nicht aussagekräftig. Dass Traumeel-Gel bei einem verstauchten Knöchel helfen kann, ist daher nicht belegt.

Ein solches Studiendesign wird als "Non-inferiority" bezeichnet: Der Hersteller versucht also nachzuweisen, dass sein Mittel nicht schlechter ist als andere Mittel, die bereits als zugelassene Präparate mit Wirksamkeitsnachweis am Markt sind. Beliebte Tricks der Hersteller sind hier eben wie in diesem Beispiel, das zugelassene Vergleichspräparat anders einzusetzen als eigentlich empfohlen, so dass dessen Wirksamkeit gar nicht mehr gewährleistet ist... umso leichter tut sich dann das eigene Produkt im Vergleich. Fachleuten wie denen bei der Cochrane fällt so ein Schmuh natürlich auf, aber in der Werbung dem medizinischen Laien gegenüber wirken solche Ergebnisse halt beeindruckend.

(Um das klar zu sagen: Man kann, wenn man ehrlich und gewissenhaft vorgeht auch mit einem solchen Studiendesign sehr aussagekräftige Ergebnisse bekommen... gelle)

Das Beispiel zeigt aber eben auch, warum Erfahrungen ein noch schlechterer Ratgeber sind: Blaue Flecken, Prellungen, Verstauchungen sind schmerzhaft... aber sie vergehen halt mit der Zeit wieder. Schmiert man eine Salbe drauf, dann hat man auch bei völlig nutzlosen Wirkstoffen immer einen Massageeffekt und einen Kühleffekt. Das Kühlen nimmt akut etwas vom Schmerz... und mit der Zeit wird es eben auch von selber besser. Eine Besserung, die man dann der Salbe zuschreibt, weil einem der Vergleich fehlt, ob es mit normaler Nivea-Creme nicht genauso schnell gegangen wäre.

Merke: Eine "Erfahrung" ohne verblindeten, randomisierten Vergleich sagt nichts über die Ursache der Besserung; wir können nicht wissen, ob wir ohne das Mittel nicht dieselbe Erfahrung gemacht hätten.

Nach bestem Wissen und Gewissen ist Traumeel nichts anderes als ein Placebo, also ein Scheinmedikament.

Grüße

P.S.: Der Vollständigkeit möchte ich noch darauf hinweisen, dass unter Homöopathen mitunter Traumeel eine Wirksamkeit bei der Bekämpfung der Nebeneffekte einer Krebsbehandlung zugesprochen wird. In diesem Falle handelte es sich nicht um die Salbe, sondern Traumeel wurde als Mundspülung eingesetzt. Oberbaum et al. legten 2001 eine kleine (Pilot)studie hierzu vor... sie wird hier besprochen:

http://www.beweisaufnahme-homoeopathie.de/?p=926

Weil Pilotstudien für sich statistisch nicht aussagekräftig sind, weil sie dafür zu wenig Teilnehmer haben, ist es bei positiven Ergebnissen eigentlich üblich, eine aussagekräftige Folgestudie durchzuführen. Das passierte auch in diesem Falle... wobei diese Folgestudie dann seeeeehr viel seltener von Homöopathen zitiert wird, aus verständlichem Grund - lautete das Ergebnis doch (übersetzt):

Bei den 181 auswertbaren Patienten ergaben sich keine statistischen (= statistisch signifikanten, Anm. Übers.) Unterschiede bei Mucositis in der Traumeelgruppe (76,7 %) im Vergleich zu Placebo (67,3 %) (p = 0,13). Bei der Traumeelgruppe zeigte sich ein Trend zu geringerem Gebrauch an Narkotika. Für Traumeel konnte kein statistischer Nutzeffekt bei Mucositis nachgewiesen werden. Wir konnten nicht bestätigen, dass Traumeel eine wirksame Therapie für Mucositis bei Kindern ist

Damit ist eigentlich gut belegt, dass das erste positive Ergebnis nur ein statistischer Ausreißer war und die Behauptung, es mache Sinn, Traumeel für diese Anwendung einzusetzen, nicht haltbar ist.

Vielen Dank Ute, super Antwort, in den Links werde ich gerne stöbern.

@Vivi2010

Danke für das Sternchen!! =D

Bei mir helfen die nicht, aber mein Schmerzlevel ist auch einfach zu hoch.

Ich habe die mal eine Weile unserem Hund gegeben. Da er mir allerdings keine Rückmeldung geben konnte, weiß ich nicht, ob es ihr geholfen hat. Weil ich mir da nicht sicher war, habe ich dann doch ein Mittel vom TA geholt.

Ich habe es bei starken Schmerzen im NACKEN UND SCHULTERBEREICH

angewandt und fand das es mir gut geholfen hat.

Traumeel; Anwendung kannst du Googeln

Ich benutze es bei Überbelastung und bei Blutergüssen.
Hab es mal bei symetrischen Blutergüssen (ja bin mit beiden Beinen gleichzeitig gegen den Tisch gedonnert) ausgetestet: die „behandelte“ Seite war tatsächlich wesentlich schneller wieder „normalfarben“.

Da hab ich es nur mit der Salbe getestet.
Normalerweise nutze ich Salbe und die „Tabletten“.

Die Creme ist nicht schlecht, ich bevorzuge aber Einzelmittel