Warum ist Mianserin bei Überdosis tödlich? Woran stirbt man?

3 Antworten

Mianserin ist ein tetrazyklisches Antidepressivum (NaSSA). Es beeinflusst den Serotonin-Spiegel im Gehirn weniger stark als andere Antidepressiva, dennoch kann bei einer Überdosis ein Serotonin-Syndrom entstehen. Ein Serotonin-Syndrom ist potenziell lebensgefährlich und führt zu einem sehr schmerzhaften Ableben. Symptome eines Serotonin-Syndroms sind:

  • Pulsanstieg
  • Schwitzen
  • Durchfall
  • Übelkeit
  • schnelle Atmung
  • Blutdruck Anstieg
  • Grippegefühl
  • akutes Erbrechen
  • Kopfschmerzen
  • Pupillenerweiterung
  • Unruhe und innere Spannungszustände
  • Halluzinationen
  • Störung des Bewusstseins
  • motorische Unruhe
  • Hypomanie
  • Koordinationsstörungen
  • Zittern (Tremor)
  • rasche unwillkürliche Muskelzuckungen
  • muskuläre Krämpfe
  • Krampfanfälle (Gehirn)
  • gesteigerte Reflexe
  • pathologische Reflexe (krankhaftes Reflexverhalten)

Des weiteren ist Mianserin bekannt dafür, dass es Blutbildungsstörungen (darunter Agranulozytose) und Knochenmarkschäden verursachen kann. Bei einer Überdosis besteht also nicht nur das Risiko abzuleben, sondern auch den Rest seines Lebens mit einer Behinderung zu verbringen. Auch aufgrund dessen gehört es nicht mehr zur Erstwahl bei Behandlungen von Depressionen.

Hier Detailinfos zu Mianserin: http://deprimed.de/mianserin/

Folge einer Überdosis dürfte das Serotonin-Syndrom sein, ein zumindest sehr unangenehmer Zustand, der durch zuviel Serotonin ausgelöst wird, daran kann man sterben, ebenso am malignen neuroleptischen Syndrom, das die Folge des Missbrauchs anderer Antidepressiva oder Neuroleptika sein kann !!!

Ein Suizid mit Psychopharmaka ist ganz grausam !!!

Ergänzend zu den anderen Antworten:

Die meisten klassischen Antidepressiva (Trizyklika) bewirken unter anderem atropinartige* Effekte in Überdosierung (anticholinerges Syndrom), wobei der Tod durch Herzversagen (vorausgehend Herzrhythmusstörungen, Herzrasen (Tachykardie)) oder Atemlähmung eintreten kann. Bei Mianserin als Tetrazyklikum sind diese Wirkungen nicht so stark ausgeprägt (stärker jedoch als bei Mirtazapin). Akute Vergiftungen gehen eher mit Bradykardie (verlangsamter Herzschlag) und Hypotonie (verringerter Blutdruck) einher. Allerdings können tachykarde und andere Herzrhythmusstörungen nicht ausgeschlossen werden. Ich würde sagen, die akute Toxizität ist relativ (im Vgl. mit einigen Trizyklika) gering, aber das Nebenwirkungsprofil in therapeutischer Dosierung ist schlecht (Benkert & Hippius schreiben: "Aufgrund der Ähnlichkeit zu Mirtazapin, aber deutlich stärkeren Nebenwirkungsrisiken kann auf Mianserin in der therapeutischen Pharmakotherapie bei depressiven Störungen verzichtet werden").

Referenz: Benkert & Hippius: Kompendium der psychiatrischen Pharmakotherapie, Springer Verlag, 8. Aufl.

*Atropin: Pflanzengift, u.a. aus Tollkirsche und Engelstrompete bekannt.