Verschreiben von Medikamenten an Minderjährigen?
Hallo, ich hätte eine Frage und zwar, darf der Arzt Medikamente an Minderjährige verschreiben ohne die Einwilligung der Eltern? Also so Medikamente die angstlösend sind, also für psychische Probleme. Würde das gehen?
Und wie sieht es dann bei der Apotheke aus? Muss man dafür viel hinblättern?
1 Antwort
Sowas wird sehr zurückhaltend verschrieben und bei psychischen Problemen, die medikamentös behandelt werden müssen, können auch die Eltern eingeschaltet werden.
Das kommt auf den Einzelfall an.
Minderjährige sind von Medikamentenzuzahlungen befreit.
Es geht hier nicht allein um die Einwilligungsfähigkeit des Jugendlichen, sondern auch um das Sorgerecht der Eltern. Das leitet sich aus §1626 BGB ab und hängt in dem Fall nicht mit §34 StGB zusammen.
Wenn das Kind aus ärztlicher Sicht eine angstlösende medikamentöse Therapie benötigt, die der nicht behandelnde Arzt verschreiben muss, dann ergibt sich in meinen Augen aus der zeitlichen Dringlichkeit im Regelfall eher ein Krankheitsbild, das mit den Eltern abgeklärt werden muss. Eine Bagatelle würde ja ohne Rezept an den Kollegen verwiesen.
Ich kann mir wenige Notfälle vorstellen, in denen ich einem 16-jährigen ohne Rücksprache mit den Eltern ein Benzodiazepin, SSRI oder ähnliches rezeptieren würde.
Anders sieht es natürlich in der Behandlung eines bekannten Patienten aus. Aber das scheint hier nicht der Fall zu sein.
Doch, es geht um die Einwilligungsfähigkeit. Ist sie vorhanden, greift die ärztliche Schweigepflicht voll, also auch gegenüber den Erziehungsberechtigten. Hierbei kommt es natürlich auf die Risiken der Behandlung und die geistige Reife des Jugendlichen an.
Wenn der Minderjährige dem ärztlichen Rat folgen will, ihn versteht und der Arzt ein Arzneimittel verordnen möchte, welches ausdrücklich für die Behandlung Jugendlicher zugelassen ist (bei den SSRI z. B. Fluoxetin), dürfte der Arzt die Entscheidung sinnvoll finden (sonst hätte er das Rezept nicht ausgestellt) und die Risiken halten sich auch in Grenzen. Die Rechtsgüterabwägung fällt hier wohl zugunsten des Interesses an der Verschwiegenheit des Arztes aus.
Welche Notfall-Indikation für ein SSRI oder Benzodiazepin siehst du denn bei einem 15-16-jährigen Jugendlichen, der bislang noch nicht fachärztlich anbehandelt wurde, bei der die Einwilligungsfähigkeit gegeben sein soll?
Wenn der Patient einwilligungsfähig ist, gilt die Schweigepflicht auch bei minderjährigen Patienten. Psychische Probleme sind mit Sicherheit im Regelfall kein rechtfertigender Notstand.