Ständig "Fressanfälle"! Warum? Und was kann man dagegen tun?

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Hallo KleinIch,

leider schreibst Du zu wenig über Deine Situation und auch Dein Alter; deshalb gehe ich von bestimmten Gegebenheiten aus. Wenn die möglichen Erklärungen zu kompliziert werden, lass es mich wissen.

Hattest Du über einen längeren Zeitraum viel Stress? Ich frage das deshalb, da Deine Beschreibung über die "Fressanfälle" stark auf ein hormonelles Problem hinweisen, hier im speziellen auf geschwächte Nebennieren (NN), die u. a. für die Cortisolausschüttung zuständig sind. Cortisol ist ein Stresshormon und wird in Stresssituationen vermehrt ausgeschüttet. Wenn die Nebennieren durch zu lange andauernden Stress (den man häufig noch nicht mal als solchen wahrnimmt) geschwächt sind, kann es zu genau den Symptomen kommen, die Du beschreibst. Man hat großes Verlangen nach Salzigem oder/und Süßem. Das Stresshormon Cortisol sorgt dafür, dass der Blutzuckerspiegel konstant bleibt, um den Energiebedarf des Körpers jederzeit decken zu können. Sind die NN jedoch geschwächt/erschöpft, ist der Cortisolspiegel niedriger als üblich, und es wird für den Körper schwieriger, deinen normalen Blutzuckerspiegel zu halten. Dies hat zur Folge, dass Menschen mit geschwächten NN meistens auch einen niedrigen Blutzuckerspiegel aufweisen (Hypoglykämie).

Im Detail: Isst man Süßes oder etwas, was aus raffiniertem Mehl und/oder Zucker besteht, dann treibt dies den Blutzucker sehr, sehr schnell in die Höhe, wodurch es zur Ausschüttung von Insulin kommt. Die Ausschüttung von Insulin führt dazu, dass der Blutzuckerspiegel drastisch fällt. Wenn der Blutzucker zu fallen beginnt, regt das im Blut zirkulierende Cortisol Eiweiß- und Fettbausteine an, sich in Blutzucker zu verwandeln, um diesen Abfall aufzuhalten. Wenn die Nebennieren jedoch bereits geschwächt (erschöpft) sind, zirkuliert nicht viel Cortisol im Blut und kann den Bedarf an neuem Blutzucker nicht stillen. Resultat: der Blutzucker nimmt noch stärker ab als zuvor und es kommt zum Heißhunger und letztendlich zur Fressattacke.

Wenn Du hauptsächlich nur Verlangen nach Süßem hättest, könnte dies durchaus auch ein Magnesiummangel sein. Man kann den Magnesiumspiegel mittels einer Blutanalyse in einem Labor im Vollblut (nicht im Serum!) bestimmen lassen. Du schreibst jedoch auch vom Verlangen nach Salzigem. Das verstärkte Verlangen nach Salz ist ein typisches Symptom, das bei geschwächten NN sogut wie immer auftritt und dem auch nachgegeben werden sollte (ruhig den Salzstreuer aus dem Schrank holen und benutzen!). Und somit sind wir wieder bei den geschwächten NN angelangt.

Was kannst Du nun tun?

Die Ernährung sollte den geschwächten NN guttun:

  • vollwertige, naturbelassene Nahrungsmittel

  • Fett, Eiweiß, Kohlenhydrate bei jedem Essen kombinieren

  • viel Gemüse, besonders Sorten mit starker Farbgebung

  • soviel Salz verwenden, damit das Essen auch wirklich schmeckt

  • hauptsächlich Vollwertgetreide essen, um den Bedarf an stärkehaltigen Kohlenhydraten zu decken

  • Getreide mit Bohnen, Samen oder Nüssen kombinieren (Körper kann dann komplexe Eiweiße herstellen)

  • morgens kein Obst essen

  • täglich ein bis zwei Esslöffel nichterhitzte essenzielle Fettsäuren verwenden

  • Nahrungsmittel mit hoher Nährstoffqualität

Bei sehr geschwächten NN sollte mehr Eiweiß und weniger stärkehaltige Kohlenhydrate (Vollwertgertreide) sowie süße Kohlenhydrate (Obst) gegessen werden. Auf Zucker und Weißmehlprodukte möglichst ganz verzichten.

Am Tag sollten mehrere kleinere Mahlzeiten zu sich genommen werden, anstatt einer oder zwei großen.

Verzichten auf:

  • Koffein (hat überstimulierenden Effekt auf die Nebennieren und führt zur Erschöpfung); auch kein schwarzer Tee, etc.

  • Süßigkeiten und Schokolade (enthält ebenfalls koffeinartige Inhaltsstoffe)

Auch die Lebensführung sollte soweit geändert werden, dass Stress auf die kleinst mögliche Menge reduziert wird! Dies ist ein ganz wichtiger Punkt.

Dies alles ist nur grob, was in Deinem Körper zur Zeit passiert sein könnte. Der Teufelskreis muss durchbrochen werden, damit sich die NN wieder erholen können und Dein Körper wieder so wie früher reagiert.

Was ich gerne noch fragen möchte: Hast Du außer dem Verlangen nach Süß/Salzig auch noch weitere Symptome? Z. B. Erschöpfung, Müdigkeit, niedrigen Blutdruck, evtl. auch Agressitivität, fit am Abend?

Einiges von oben Erwähnten stammt zusammengefasst aus folgendem Buch, anderes aus der Beobachtung von Cortisol-Patienten:

"Grundlos Erschöpft?"
von Dr. med. James L. Wilson
Goldmann-Verlag

Viele Grüße Catlyn

KleinIch 
Fragesteller
 25.07.2011, 00:32

Vielen dank für die ausführliche Antwort. Ich bin 17 und fühle mich tatsächlich am Abend fit und tagsüber könnte Ich ziemlich lange schlafen und bin den Rest des Tages müde und erschöpft. Stress könnte auch stimmen, da in letzter Zeit vieles neu in meinem Leben ist. Ich werde mal die Ratschläge beachten!

Wie alt bist du denn? Wenn du gerade keine Diät machst, dann ist dein Körper vielleicht einfach grad im Wachstum und verlangt nach Nährstoffen. Das ist aber nichts Schlimmes, er braucht es und es wird sich nach einiger Zeit wieder selbst einpendeln. Gegen dauernden Appetit kannst du viel trinken, oder dir einfach zwischendrin mal die Zähne putzen, das sollte helfen :)

die sache mit den fressattacken sieht so aus: wenn du industriezuckerprodukte/getränke zu dir nimmst, steigt die insulinausschüttung rasch an, dies verursacht auch ziemlich schnell eine unterzuckerung=wieder hunger (meist appetit auf süsses zeug). du kannst dies umgehen, indem statt industriezucker & co. trockenobst isst: datteln, feigen, rosinen, aprikosen, pflaumen, etc. vorsicht, auch davon nicht zu viel! eine gesunde ernährung verursacht solche erscheinungen nicht, da muss du noch einiges ändern...

ich hab das im Moment auch total krass, bin seit tagen nur noch am essen, aber seit gestern hab ich ganz plötzlich kein Appetit mehr. vielleicht ist es einfavh nur eine Phase, Hormone und so :)

Das Zauberwort heißt "Selbstbeherrschung" Wer die nicht aufbringt, ist eine Flasche.