Probleme mit dem Rollstuhl, Pro und Kontra

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Wenn du einen angepassten und leichten Aktivrollstuhl hast, ist das Leben im Rolli schon mal um 80 Prozent einfacher. 

Vorteile: Mehr Lebensqualität, man kommt schneller von A nach B, spart sich eine Menge Anstrengung und hat die Hänge frei, und kann stattdessen auf dem Schoß transportieren (wenn man ansonsten an Krücken gehen müsste). 

Nachteile: Barrieren, wie Bordsteine, zu enge Türen, keine Aufzüge und Treppen. Außerdem gucken die Leute teils echt blöd, ignorieren oder bemuttern dich. Ist immer unterschiedlich.

Der Rolli wird in der Regel von der KK übernommen, außer du bist nicht "behindert genugt" (Einspruch einlegen) oder willst du viel Schnickschnack, dann muss man leider draufzahlen. 

Wenn du im Rollstuhl sitzen muss, um Lebensqualität zu haben, würde ich auch auf jeden Fall versuchen, einen Schwerbehindertenausweis und aG zu bekommen, plus Parkausweis.

Lass dich erstmal von deinem Hausarzt beraten - der kann dir dann ein Sanihaus empfehlen und dir beim Antrag auf einen Behindertenausweis helfen und dir alles weitere erklären, Tipps geben, etc.

Und wie sieht's mit Rückenschmerzen aus?

@janni95

Da hatte ich anfangs Probleme, mittlerweile ist es nicht mehr wirklich ein Problem für mich. Ich würd dich aber auf jeden Fall empfehlen ein Mobilitätstraining zu machen ...

Nach MEINER langjährigen (seit1997) Erfahrung "wissen" die WENIGSTEN Hausärzte, was man für  einen und WOZU man einen Rolli überhaupt benötigt: Glücklicherweise habe ich HEUTE die entsprechenden Erfahrungen um meinem Hausarzt ALLES zu rezeptierende "druckreif" diktieren zu können.Beispiel: mein gelähmter linker Arm führte zu Schmerzen, weil ich die Schulter nicht mehr kontrollieren kann. Deshalb benötige ich eine "Armschale"(links) in der ich den lahmen Arm während der Fahrt "ablegen" kann. Um nicht ständig unter Nackenschmerzen leiden zu müssen, kann ich die Rückenlehne, samt Kopfstütze elektrisch verstellen. Per Hand ginge das nur fremdbestimmt, weil ich weder stehen, noch gehen kann.

Als "Schnickschnack" kann ich die elektrischen Funktionen meines Rollis ABSOLUT NICHT bezeichnen: Da ich täglich weit über zwölf Stunden auf den Apparat angewiesen bin UND nur die rechte Hand funktioniert, konnte ich bei meinem alten Rolli WEDER die Rückenlehne NOCH die Neigung der Sitzfläche ohne fremde Hilfe verstellen.Dank der guten Beratung einer lieben Nachbarin, die schon ein paar Jahre längere Rollierfahrung hat, liess ich mir einiges rezeptieren, was MIR vorher NICHT eingefallen wäre. Nun habe ich zwar eine hochkomplizierte Steuerung am Gerät, schaffe es aber dank der vielen Einstellmöglichkeiten gut fünfzehn Stunden ohne den Umstieg ins Bett auszuhalten.

Wer "blöd guckt" ist es ja auch (meistens)selbst. Bezüglich "Schnickschnacks": Da ich täglich ÜBER zwölf Stunden im Rolli sitze, brauche ich schon die Entlastung des Hinterns und der unteren Wirbelsäule durch einen elektrisch verstellbaren Sitz und eine solche Rückenlehne. Schnickschack ist auch NICHT die Beleuchtungsanlage, weil zumindest nach meinem Empfinden, Autofahrer auf großen Supermarktparkplätzen in der Dämmerung alle nicht richtig sehen können.

VORTEIL: Ich muß mir NIEMALS einen Sitzplatz suchen, sondern "nur" einen Platz beispielsweise im Restaurant, dass ich gut vom dort aufgestellten Tisch speisen kann. Problematisch ist das etwas dadurch, dass ich einen relativ großen Elektrorolli habe. Der ist auch NICHT dazu geeignet, in einen "normalen Pkw" verladen zu werden. Auch bei unbestuhlten Freiluftveranstaltungen habe ich nur das Problem mich an stehenden Leuten vorbeidrängeln zu müssen. An Verkaufsständen finden sich IMMER hilfsbereite Menschen, die mir Waren anreichen und Geld weitergeben, wenn ich mit der Nase gerade nur über den Rand des Tresens gucken kann. Bestimmte Lokalitäten kann ich nicht besuchen, weil es entweder EINE hohe Stufe oder Treppen gibt, die mit meinem Fahrzeug nicht zu bewältigen sind. Ein Nachteil den ich wirklich nur zu Beginn meiner "'Rollikarriere" hatte: Wenn ich mit einem Fußgänger gemeinsam unterwegs war, wurde grundsätzlich der oder die angesprochen. Ich schien also unsichtbar zu sein. Nachteilig: Bestimmte Dinge funktionieren einfach nicht, weil die technischen Möglichkeiten nicht gegeben sind: Noch haben nicht alle Bahnhöfe barrierefreie Zugänge zu ALLEN Gleisen, aber in die meisten Nahverkehrszüge kommt man dank von denen mitgeführten Anlegerampen gut hinein und wieder raus. "Bombardier"(Hersteller der Züge) sei Dank!


Abgesehen von den(noch immer) zu vielen Haus-und Ladeneingängen, die eine hohe Stufe haben, komme ich in der Stadt gut zurecht. Problematisch ist die Fahrt im Winter, wenn frisch gefallener Schnee liegt, bzw. der angetaut ist und zu Eis wurde. Deshalb habe ich manche Ausfahrt abgebrochen. "Angestarrt" werde ich häufig von Kindern. Besonders bescheuert finde ich in diesem Zusammenhang die Reaktion von begleitenden Erwachsenen, die ihren Kleinen NICHT erklären, dass das ein Rollstuhl ist und der, der das Ding fährt nicht (mehr) gehen kann. Oft zerren diese "Alten" die Kinder zur Seite, erklären nichts, sondern tuscheln irgendwas von "macht man nicht". Mein größtes Problem besteht darin, dass mir nach sechs bis sieben Stunden im Rolli der Hintern anfängt zu schmerzen. Ich habe bereits mehrere Versuche mit diversen Sitzkissen gemacht, fand ein mit Gel gefülltes besonders gut, bis es kaputt ging und der Schleim (das Gel) die Hose versaute.

"schmutzige Hände" gibt es nur bei Leuten, die ihren Rolli selbst "per Hand" vorwärtsbewegen müssen. Wie sich das im Winter oder bei Regen anfühlt, will ich gar nicht wissen, weil mir bei großer Kälte schon die rechte Hand, mit der ich den "Joystick"(Steuerung für vorwärts, rückwärts und Geschwindigkeit) betätige, "abfällt". Die paar (wenigen) Probleme, die ich habe, sind schnell aufgezählt:1.) von unaufmerksamen Autofahrern zugestellte Bordsteinabsenkungen, wodurch ich oft große Umwege fahren muß. 2.)SEHR leichtsinnige Fußgänger, die sich UNBEDINGT dort noch "durchquetschen" müssen, wo ich mit eingeschalteter Elektronik herumstehe(Supermarktkassen u.ä.. Wenn diese Leute mit ihrem dicken Hintern oder unter den Arm geklemmtem Baguette meinen Joystick betätigen, besteht die Gefahr, dass sie mich samt Rollstull(Gesamtgewicht etwa eine viertel Tonne) irgendwohin "katapultieren", und seien es auch die eigenen Füße... BESONDERS NERVIG empfinde ich Kinder, die, anstatt mich einfach zu meinem "Cabrio" zu befragen, ständig um mich mit großen Augen herumkreisen: Besonders blöde erwachsene Begleiter dieser Kinder, zerren sie dann beiseite und ausser"macht man nicht", kommt keine vernünftige Erklärung, warum jemand mit so einem Ding herumfährt. Ein Elektorolli rollt NIEMALS"einfach so" irgendwo herunter, weil die Motoren praktisch IMMER auf die Antriebsräder einwirken:Ohne Steuerimpuls oder ohne Strom läßt sich ein E-Rolli NUR schieben, wenn die Motoren extra ausgekuppelt werden (besonderer Hebel)DANN kann man auch nur von besonders kräftigen Leuten geschoben werden. Die meiste öffentlichen Einrichtungen (Behörden, Theater,Kino) haben mittlerweile Zugänge für Rollis, da die "Geschäftswelt" am Geldverdienen interessiert ist, kann man in die meisten Läden auch mit dem Rolli fahren. Gelegentlich gibt es Ausnahmen, wenn den Inhabern anlegbare Alurampen zu teuer sind. Der Kneipenkeller (mit Treppe) bleibt mir für immer verschlossen.

Diese ganzen Fragen beantwortest du dir am besten selber, indem du mit offenen Augen durch die Gegend gehst. Du siehst immer wieder Rollstuhlfahrer, beobachte sie. Helfe wenn du kannst. Und achte einfach mal auf die Borsteinkanten, die Zugänge zu machen Geschäften oder Ärzten. Achte auch in den Geschäften einmal darauf, ob bzw. jemand hilft wenn ein Rollstuhlfahrer etwas aus den oberen Regalen braucht. All das und noch viel mehr kannst du überall sehen. Nur die Augen aufmachen muß jeder für sich.

Übrigends mein Schwiegervater hat 25 Jahre im Rollstuhl gesessen.

Wenn es so ist, das du eine Risiko OP vor dir hast hole dir vorher auf jeden Fall in einer entsprechenden Fachklinik eine zweite Meinung ein.