Oma mit Demenz pflegen - was beachten bei Sturheit?
Hallo,
ich bin 20 jahre alt und kümmere mich nun gemeinsam mit meinem Freund um meine Oma. Sie war im Herbst letzten Jahres mal wieder gestürzt und kam ins Krankenhaus bzw. in die Betreuung. Da sie sehr stur ist, auf biegen und brechen nicht aus dem Haus aus- möchte und in eine Wohnung einziehen möchte, was ja viel einfacher für sie wäre, haben wir alle gemeinsam beschlossen, dass mein Freund und ich zu ihr ziehen. Zwischenzeitlich gab es eine Auseinandersetzung zwischen ihr und meinen Eltern weshalb zwischen ihnen so gut wie kein Kontakt mehr besteht. Für uns war das (ihr Verhalten gegenüber meinen Eltern in der Diskussion) schon ein echtes Warnzeichen. Und in der Tag konnten wir nun über die Monate hinweg mehr und mehr beobachten wie Sie Dinge verwechselt, vergisst, gar nicht versteht, sich ständig widerspricht, etc. Auch die körperlichen Fähigkeiten lassen extrem nach, obwohl Sie sehr lange Zeit noch außergewöhnlich fit war. Gestern ist Sie wieder gestürzt. Außer einer aufgeschlagenen Lippe und einem Schock ist ihr nichts passiert - zum Glück. Mein Freund und ich sind beide vollzeit berufstätig und die Diakonie kommt nur einmal die Woche. Sie hat einen Notfallknopf und ein Handy und einen Rollator. Alles schön und gut, jedoch hat sie ihr Handy so gut wie nie bei sich, vergisst den Notfallknopf, sie geht lieber am Stock als mit dem Rollator, trägt ihr Porzellan und Glas in einem Körbchen durch die Gegend und auch die schweren Teppiche will sie nicht weg geben. Und auch die Diakonie möchte sie nicht mehr in Anspruch nehmen da sie sich ja noch "alleine" duschen kann. Ich habe das Gefühl sie muss sich selbst und uns immer mehr beweisen was sie alles noch so kann und stellt deshalb umso mehr "Blödsinn" an ud lehnt Hilfe ab. Gut gemeinte Ratschläge unsererseits, von den Diakonnie-Pflegekräften oder ihrer Hausärztin nimmt sie nicht an. ich habe bei meiner anderen Oma schon vieles miterlebt. Sie haben meine Eltern bis zu ihrem Tod auch zu Hause selbst gepflegt und ich weiß dass das alles nicht leicht ist, viel zeit, Geduld und Geld in Anspruch nimmt. Doch meine jetzt 91-jährige Oma hat einen ganz anderen Charakter. Sie ist eigebwillig, stur, aufbrausend, sensibelund uneinsichtig - eben das Gegenteil von meiner anderen Oma.
Nun zu meiner eigentlichen Frage:
Was soll ich tun, wenn sie Ratschläge nicht annimmt, sondern uns noch belehren will ("sie hat ja mehr Erefahrung, weiß alles besser, weil sie ist ja älter") oder einfach nichts annimmt weil sie nicht einsehen will, dass sie Hilfe braucht?
Nach gestern Abend habe ich wirklich ein bisschen Bammel davor was wird, wenn die Demenz noch weiter voranschreitet. Ich Antworte auf ihre sinnfreien kleinen Meckereien oder "schau mal wie du das machen musst"-Ansagen meist mit "Ja" weil eine Diskussion nichts bringen würde und sie sich innerhalb der nächsten Minuten eh selbst widerspricht. Aber wie bekomme ich sie dazu dass sie auf uns "hört", Dinge einsieht und Hilfe annimmt?
Liebe Grüße Nis_mariie
3 Antworten
Hallo NIs_mariie,
wow ich finde auch dass ihr für eure Arbeit Respekt verdient hat. Eure Oma kann froh sein, dass Sie euch hat und ich hoffe, dass ihr damit klarkommt, aber Demenz ist kein einfaches Thema.
Ich würde euch aber auch empfehlen, dass ihr dringend die Pflegestufe beantragt, damit ihr euch finanziell erstmal keine Sorgen mehr machen müsst. Dann würde ich auch sagen, dass eine Fortbildung sinnvoll wäre, damit ihr lernt, wie man mit solchen Patienten umgeht und ihr die Reaktion eurer Oma besser verstehen könnt.
Ich bin auch seit Jahren in der Pflege tätig und kann nur sagen, dass das wirklich ein harter Job ist und man sich mit vielen Situationen auseinander setzen muss, die nicht im Lehrbuch stehen.
Falls ich euch sonst noch irgendwie weiterhelfen kann, könnt ihr euch gerne melden.
Ich drück euch die Daumen, dass ihr das hinbekommt. Auch für eure jetzige Leistung könnt ihr schon stolz auf euch sein. Macht weiter so!
Viele Grüße,
Carceses
Validieren ist da wichtig. Ihr auch zeit lassen, sie nicht überfordern und eben sich auf ihre Ebene begeben. Demenzerkrankte kommunizieren häufig auf der Gefühlslebene je nachdem wie stark dement jemand ist. Demenzkranke haben eben oft einen "dickschädel" und möchten Ihren Willen durchsetzen. Sie erkennen gewisse Situationen nicht mehr (zb die szolpergefahr durch die teppische). Auch Informationen können demenzkranke nicht mehr verarbeiten, da die gehirnzellen die dafür zuständig sind immer mehr absterben. Es ist wichtig auf die Gefühle der Person einzugehen. Und egal was Sie sagt, nicht widersprechen. Man kann das Gespräch, wenn es zu einem Streit kommt, in eine andere Richtung lenken (demenzkranke kann man leicht ablenken oder eben das Gespräch mit Ihnen umlenken) dazu gehört viel Übung. Verallem wird sie nicht verstehen das sie Hilfe braucht, da viele Menschen im Alter noch selbstständig sein wollen. Diese Problematik solltest du mit jemandem ausdiskutieren und Lösungsmöglichkeiten erwägen. Da können professionelle pflegekräfte helfen. Und nicht vergessen : eine Betreuung für die Oma beantragen. Kann man beim Gericht machen.
Hallo nismariie,
allem voran musst Du mal (oder hast hoffentlich schon) eine Pflegestufe für Deine Oma beantragen, damit das finanzielle einigermaßen abgedeckt ist.
Dann würden wir empfehlen nach einer finaziellen Unterstützung für eine Weiterbildung zum Thema Pflege in der Demenz zu beantragen. Hier wird Dir (Euch) dann vermittelt, wie ihr mit den einzelnen Situationen umgehen solt. Wir glauben, daß dies sehr wichtig ist, wenn man alten Menschen mit Demenz richtig helfen will.
Alles zur Beantragung der Pfelgestufen findet ihr hier:
http://www.pflege-abc.info/pflege-abc/artikel/pflegestufe_beantragen.html
Für die Auswahl der Weiterbildung (aber zuerst Zuschüsse beantragen) in der Demenz könnt ihr unser Vergleichsportal kostenlos nutzen:
https://www.fortbildung24.com/demenz-pflege-weiterbildung/suchergebnisse.html
Wir würden in jedem Fall zu einem professionellen Seminar raten, da ihr hier auch Leute trefft, die das gleiche Problem haben und euch sagen können, was noch alles auf euch zukommt (Erfahrungsaustausch).
Grundsätzlich noch:
Dass ihr das für die Großmutter in so jungen Jahren macht, verdient den höchsten Respekt.
Viel Erfolg und alles Gute
Serviceteam FORTBILDUNG24