Muttertag ohne Mama- wie komme ich damit zurecht?
Hallo!
Ich bin die Rosi und 15 1/2 Jahre alt und bin zur Zeit in der neunten Klasse. Heute ist ein sehr sehr trauriger Tag für mich, denn wie ihr sicher wisst, ist heute Muttertag. Warum ich deswegen traurig bin? Nun, das kann ich euch sagen: Meine Mama ist seit Januar nicht mehr da, denn sie ist bei einem Verkehrsunfall gestorben. am 04. Januar waren wir mit meiner kleinen Schwester beim Kinderarzt, weil sie schon seit Weihnachten Fieber und Erkältung hatte. Als wir dann mit dem Auto heimfahren wollten, haben sie und ich vor der Praxis gewartet, weil unsere Mama das Auto holen wollte. Als sie um die Ecke bog, ging alles so schnell. Sie wurde von einem anderen Auto gerammt, mitgezogen und fuhr dann gegen einen Baum. Der Unfallverursacher war nur leicht verletzt, Mama hingegen blutete scheinbar aus dem Kopf (wir wurden von den Menschen zur Seite gedrängt) und war nicht ansprechbar. Die Rettungskräfte waren drei Minuten später vor Ort, da das Krankenhaus nur einhundertfünfzig Meter entfernt war. Der Rettungssanitäter rief sofort unseren Papa an, während Mama gleich in die Röhre und anschließend in den OP gebracht wurde- keine drei Stunden später erlag sie ihren Verletzungen.
Ich war bis Anfang April zu Hause, beziehungsweise sechs in einer Kinderpsychiatrie, weil ich mit dem Tod meiner Mama nicht klar gekommen bin und die Bilder in meinem Kopf nicht losgeworden bin.
Seit ich wieder in der Schule bin, geht es mir zunehmend "besser", doch ich verstehe immer noch nicht so richtig, dass ich sie nie wiedersehen werde. Es vergeht kein Tag, an dem ich mich abends nicht in den Schlaf weine. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich das irgendwann ändern wird, weil der Schmerz einfach zu groß ist. In mir herrscht eine große Leere und ich habe den Eindruck, dass mein Körper noch funktioniert, aber meine Seele an dem Unfallort aufgehört hat, zu existieren. Mein Papa bemüht sich für uns den Tag so gut es geht zu strukturieren, doch meistens sitzt er den ganzen Nachmittag da und starrt die Wand an. Von früh am Morgen um 06:00 Uhr, bis 14:00 Uhr ist er auf Arbeit, danach kocht er für uns Essen und ansonsten sitzt er regungslos da. Ich habe noch drei jüngere Schwestern im Alter von zwei, sechs und zwölf, die ich abends ins Bett bringe. Ansonsten gibt es niemanden, der ihnen/ uns "Gute Nacht" sagt und das Licht ausmacht. Mama ist.... und Papa beobachtet meistens die Uhr, bis es für ihn Zeit zum Schlafen ist. Ich versuche für meine Schwestern und ihn so gut es geht da zu sein, doch ich bin zu schwach. Vor allem heute der Tag bringt mich ständig zum Weinen. Ich war so oft frech zu Mama. Hätte ich gewusst, dass sowas passiert, hätte ich ihr viel öfter gesagt, dass ich sie liebe. Doch nun ist es zu spät und ich weiß nicht, wie es ohne sie weiter gehen soll. Sie war meine beste Freundin, meine Beschützerin, mein Ruhepol.. Sie war alles für mich.. Ich weiß nicht, ob ich je wieder lachen kann, weil ich mich sonst schuldig fühle. Bitte helft mir. <3
Liebe/r RosisRosen2000,
Deine Situation klingt besorgniserregend. Aber auch wenn es hier um einen guten Rat geht, ist es schwierig Dir einen zu geben, ohne Deine tatsächliche Situation genauer zu kennen.
Sprich bitte mit einem Menschen darüber, dem Du vertraust. Das kann ein guter Freund, ein Verwandter oder auch eine Vertrauensperson aus der Schule sein.
Du kannst Dich zudem jederzeit an die Telefonseelsorge wenden. Dort ist rund um die Uhr jemand erreichbar und Du hast die Möglichkeit, ein anonymes und vertrauliches Gespräch zu führen. Telefon: 0800/1110111 oder 0800/1110222 (gebührenfrei aus dem deutschen Fest- und Mobilfunknetz).
Herzliche Grüße
Eva vom gutefrage.net-Support
11 Antworten
Deine Zeilen sind wirklich sehr bewegend. Es tut mir wahnsinnig leid, dass das eurer Familie wiederfahren ist. Es bleibt dir die Erinnerung und die kann dir keiner nehmen. Und denke immer, dass deine Mama bestimmt glücklich wäre, wenn sie dich von oben lachen sehen würde. Also keine Schuldgefühle haben! Wichtig ist, dass ihr als Familie zusammenhaltet und nach vorne schaut. Eure Mama ist immer dabei.....
Ich finde, man kann Verstorbene ehren, indem man etwas aufrechterhält, das sie wertschätzten. Das kann eine besondere Redewendung, ein Ritual, ein Rezept oder so sein.
Tue etwas, das sie gern getan hätte, egal, ob es ein Ausflug ist, Du ihr Lieblingslied singst, eines ihrer Hobbys erlernst, ihren Lieblingsfilm siehst, ein Rezept von ihr zubereitest etc.
Vielleicht wollte sie noch etwas tun, das sie nicht mehr tun konnte, das Du aber nun erleben kannst. Mal irgendein Café ausprobieren, einen Film sehen, ein neues Hobby probieren, ein bestimmtes Buch lesen etc.
Vielleicht hat sie etwas Schriftliches hinterlassen (Tagebuch, Brief oder so). Dann nimm Dir etwas davon und lies es, wenn Du an sie denkst.
Vielleicht hat sie bestimmte Werte vertreten, die ihr besonders wichtig waren (Fröhlichkeit verbreiten, pünktlich sein, modisch gekleidet sein, sportlich sein etc.). Dann suche Dir etwas aus, das zu Dir passt, und führe diese Werte weiter. Es können ganz kleine Dinge sein, wie Rührei auf bestimmte Weise zubereiten (kein Scherz: Mir haben mindestens drei Frauen der Familie und eine aus dem Bekanntenkreis gezeigt, wie man "richtig Rührei zubereitet" ;-)).
Schreibe auf, was sie typischerweise gesagt hat: Sprichtwörter, Formulierungen, Rituale. Später vergisst man das!
Schreibe auf, was sie immer wieder erzählt hat, von ihrer Kindheit, ihrer Jugend, ihren schönsten und schlechtesten Erlebnissen.
Sage Deinen Geschwistern etwas, das Deine Mutter auch immer in einer bestimmten Situation zu Dir gesagt hat.
Du darfst Dir auch ein Kissen oder Stofftier nehmen und einfach mal laut weinen, das ist nicht verboten!
Lege Dir ein kleines Foto von ihr ins Portemonnaie oder in die Tasche.
Schreibe einen Spruch auf, den sie immer sagte, wenn sie Dich aufheitern wollte, und lege ihn ins Portemonnaie, die Tasche, die Nachttischschublade - für "Notfälle".
Nimm Dir ein paar ihrer Dinge, kleine Sachen, die Dich an sie erinnern (ihre Schminksachen, Dekogegenstände, einen Schal von ihr, letzte Einkaufszettel etc.) und mache Dir eine kleine Ecke in Deinem Zimmer mit Erinnerungsstücken. Auch evtl. in einer Schublade oder einem Schrank, so dass Du sie bei Bedarf schleißen kannst, wenn Du davon überwältigt wirst.
Schreibe ruhig regelmäßig mal auf, was Du an einem bestimmten Tag mit Deiner Mutter gemacht hättest (Geburtstag, Muttertag, Sonntag, Sommerfest etc.).
du brauchst nur jemanden der dich umarmt, töstet und bei dir bleibt... mein beileid, meine mutter starb auch neulich letztes jahr... es ist traurig.. ja eine Mutter hat einen ganz besonderen Ort im Herzen.. unersetzbaren.. einzigartigen.. und Uns bleibt nichts außer zu aushalten... auszuhalten, dass Menschen von Uns gehen.. aber weißt du was mich wieder aufmunterte? Das Gott verspricht und wieder aufzuerwecken, nachdem alle sterben... und deswegen freue ich mich auf das Leben nach dem Tod.. bleib standhaft.. das schaffst du :*
Hallo rosi,
Mein Beileid
Mir tut es auch wenn ich dich und deine Familie nicht kenne so leid was euch passiert ist und mir ging das so nah als ich mir das durch gelesen hab . Aber du musst versuchen nach vorne zu schauen ich weiß das es sich leicht anhört aber glaub mir es hilft .Ich bin mir sicher das deine Mama ganz stolz auf dich gewesen wär und ich bewundere dich für deine Kraft das hier auch noch alles zu schreiben und so .ich bin mir sicher du bist ein ganz starkes Mädchen und auch wenn es gerad schwer ist du schaffst das . Ich wünsche dir und deiner Familie noch viel Glück und ich hoffe das du trotzdem dein Leben glücklich weiter führen kannst ( wenn der Schmerz überwunden ist ) lg Antonia
Liebe RosisRosen2000,
ich kann schwer in Worte fassen, was ich gerne sagen würde, um dir ein wenig Trost zu spenden. Nur eines: Sei gewiss, die Trauer wird irgendwann zurückgehen. Ganz verschwinden wird sie sicher nicht, dazu ist der Verlust nie ganz zu verwinden, zumal du das ja offenbar mit ansehen musstest. Ich weiß das von meinem Vater her, der vor fast 13 Jahren völlig unerwartet verstarb. Ich kann mittlerweile damit umgehen, aber wenn ich dein Schicksal lese, denke ich auch wieder an ihn und bin traurig.
Aber ihr dürft nicht mit eurer Trauer allein bleiben. Ganz besonders dein Papa braucht ganz offenbar Hilfe von außen, weil er sonst seinen Kummer weiter in sich hineinfrisst. Das darf nicht passieren. Holt euch bitte professionelle Hilfe. Und wenn eure Familienbande stark genug ist, werdet ihr das überstehen, egal wie lange es dauern mag.
Ich wünsche euch alle Kraft hierzu. :-)