Meine beste Freundin wünscht sich einen Rollstuhl - woran könnte das liegen? Psychische Ursachen?
Meine beste Freundin hat mir heute erzählt, dass sie sich schon länger einen Rollstuhl wünscht. Dabei ist sie körperlich total gesund! Psychisch hat sie aber schon seit der 2. Klasse Probleme (sie ist fast 16 und geht jetzt in die 10. Klasse). Sie leidet schon immer unter Angststörungen, Panikattacken und Mobbing. Dem Mobbing ist sie nun nicht mehr ausgesetzt, aber sie macht jetzt auch eine Therapie, weil sie die Panikattacken immer noch hat (sprich: sie bekommt offensichtlich starke Bauchschmerzen, wird total blass, sie fängt an zu zittern und atmet schnell, ihre Knie werden weich und sie kann sich dann kaum auf den Beinen halten).
Diese Panikattacke(n) finden meist in der 1. Schulstunde statt und dauern ca. 10 - 20 Minuten, danach geht es ihr aber wieder total gut, bis zum nächsten Schultag.
Sie sagt aber selbst, dass ihre neue Klasse super ist (hat im Februar die Schule gewechselt), sie hat auch noch 2 total gute Freundinnen gefunden, ihr Problem ist halt, dass sie die Panikattacken einfach nicht wegbringt.
Was mich jetzt aber am meisten besorgt ist, dass sie Geschichten aus der Perspektive einer Rollstuhlfahrerin in ihrem Alter schreibt (sie schreibt schon immer gerne Geschichten und auch ziemlich gut, aber die Rollifahrer sind neu. Für Rollstuhlfahrer und alles darum herum interessiert sie sich seit ein paar Monaten).
Und ich verstehe einfach nicht, weshalb sie sich wünscht im Rollstuhl zu sitzen. Sie findet Rollis total toll:
"für mich sind Rollies wie für meinen Dad Autos."
sie informiert sich über Rollis im Internet (villt auch wegen ihren Geschichten) und sie sagt immer, wenn wir draußen sind "ob da Rollifahrer so einfach hinkommen würden" etc.
Wann genau dieser Rolli-Tick angefangen hat weiß sie selbst nicht genau, aber es sind wie gesagt ein paar Monate (sie meint seit März, obwohl da nichts "besonderes" passiert ist).
Sie hatte auch noch nie was mit Rollis oder Rollifahrern zu tun. (Außer ihre Uroma, die mit 89 Jahren nun einen Rolli braucht, aber das ist wahrscheinlich nicht "der Rede wert".)
Sie findet das jetzt nicht ganz so "komisch", da ja jeder Mensch einen "Tick" braucht und sie meint auch, dass das bald wieder vorbei geht, aber ich bin ihre beste Freundin, wir kennen uns seit dem Kindergarten und ich mache mir natürlich Sorgen um sie :(
Sie chattet nun sogar mit einem Mädchen, das mit 7 Jahren von einem Auto angefahren wurde und von Geburt an blind ist. (Sie geht angeblich schon immer auf eine Normale Schule) Sie hatte bis vor ein paar Wochen sogar einen E-Rolli. Dank einer AugenOP kann sie seit kurzem wieder sehen und benutzt nun einen Manuellen Rollstuhl (Fake?)
Hättet ihr nun eine Idee von was dieser Rolli-Tick kommen könnte? Ist das nur so eine Jugend-Phase oder könnte das mit ihren Angststörungen/Panikattacken zu tun haben?
Ich bin für jeden Hinweis dankbar.
4 Antworten

Wie mariechen3 schon schrieb, ich denke auch, dass sie nur Aufmerksamkeit möchte.
Ich denke, sie möchte ihre Angstattacken mit einem Rollstuhl "ausschalten". Ich weiß ja nicht, wie das so läuft, was eure Mitschüler dazu sagen, wenn sie diese Anfällt hat, aber bestimmt wird sie teilweise deshalb immer noch seltsam angeschaut. Konkrete Angst ist für Außenstehende nur schwer nachvollziehbar. Niemand weiß so genau, wovor sie denn nun Angst hat, und wie sie sich fühlt. Natürlich hat alles eine Ursache, und in dem Fall deiner Freundin muss man wohl eher die Ursache bekämpfen ... aber nun versetz' dich mal in ihre Lage, denke mit ihrem Kopf.
Sie wird dumm angeschaut wegen einem Schmerz, den nur sie nachvollziehen kann.
Würde sie nun aber im Rollstuhl sitzen, könnte jeder nachvollziehen, wie sie sich fühlt. Denn jeder bildet sich ein, zu wissen, wie es ist, behindert zu sein.
Sie möchte im Grunde genommen nicht sie selbst sein, und würde ihren Schmerz sogar gegen ihre Beine eintauschen ...

So weit habe ich noch gar nicht gedacht, aber du könntest damit wirklich recht haben. Vielen Dank für den Tipp! Ich werde mal mit ihr darüber reden. Sich in eine Person mit Angstzuständen zu versetzen ist gar nicht so leicht, aber vielleicht kann sie sich das irgendwie dank deiner Antwort erklären. Vielen Dank noch mal!

Hi Es gibt eine Krankheit, bei der sich Menschen wünschen, eine Behinderung zu haben. Das kann sein, weil sie eines ihrer Beine als Fremdkörper empfinden und es weghaben wollen, oder dass sie blind sein möchten oder eben halt im Rollstuhl. Die Krankheit nennt sich BIID, Body Integrity Identy Disorder: http://de.wikipedia.org/wiki/Body_Integrity_Identity_Disorder und ist noch nicht sehr erforscht. So oder so, nimm deine Freundin ernst. Vielleicht kann sie auch mal wirklich einen Rolli ausprobieren. Wenn sie dannach immer noch diesen Wunsch hat, hat sie vermutlich wirklich BIID. Falls nicht, wollte sie wirklich einfach Aufmerksamkeit. Ich arbeite täglich mit Rollstühlen und es gibt wirlich coole Schlitten darunter ;) Aber das ist eher technische Faszination. Vielleicht wäre eine Berufsausbildung im Bereich Rollstuhltechnik auch etwas tolles für sie. Da kann sie ihren Interessen folgen, also Zugang zu Rollstühlen haben, ohne sich gleih das Rückgrat brechen zu müssen.

Es gibt nicht nur das BIID Syndrom, sondern auch Pretender, Devotees und Amelotatisten. Beschreibung:
BIID Syndrom: Diese Menschen leiden regelrecht unter ihrem gesunden Körper. Sie sind der Meinung im falschen Körper zu leben und nur eine Amputation oder Querschnittlähmung könne dies richtig stellen. Einige von ihnen suchen weltweit nach Ärzten die ihnen ein Bein amputieren oder am Rückenmark die Nerven durchtrennen. Andere zerstümmeln ihren Körper selber und bringen sich dabei nicht selten in Lebensgefahr.
Pretender oder Wannabe: Sie tun so als seien sie behindert. Sie imitieren z.B. eine Amputation oder Querschnittlähmung, in dem sie sich einen Arm auf den Rücken binden, sich ein Bein hoch binden oder sich in einen Rollstuhl setzten. Einige üben diesen Drang im Verborgenen aus. Andere gehen in die Öffentlichkeit und tun inmitten von Menschen so, als seien sie amputiert oder querschnittgelähmt. Der Übergang zum BIID Syndrom ist fließend.
Amelotatisten oder Devotees: Diese Gruppe streben nicht danach eine Behinderung zu haben. Sie reizt die Behinderung eines anderen Menschen. Amelotatisten empfinden beim Anblick des Stumpfes eines amputierten Menschen oder der Lähmung eines Querschnittgelähmten sexuelle Erregung. Bei Menschen die diese Behinderungen haben bewirken Amelos häufig psychische Störungen. Ihre Behinderung geschah durch ein Trauma. Das diese nun im Mittelpunkt sexueller Begierde steht, ist für viele eine nicht aushaltbare Vorstellung.

Es gibt Leute die sich wünschen körperlich behindert zu sein. Die holen sich dann Krücken und Rollstühle und humpeln/rollen damit durch die Gegend, und tun so als ob sie eine Behinderung hätten. Manche gehen sogar zu Ärzten, und bitten dass man ihnen Körperteile amputiert.
KA ob das bei deiner Freundin auch so ist.