Kreatin, Intelligenz und Veganismus

8 Antworten

Hallo Mythas,

erst mal mein Dankeschön dafür, dass Du diesen youtube-Kanal vorgekramt hast - der macht einen sehr interessanten Eindruck!

Nun aber zum Thema Kreatin. Das Studienergebnis ist ja mehrfach bestätigt worden, daher sehe ich da erst mal keinen Grund, daran zu zweifeln. Die im Video behandelte Studie machte auf mich auch einen grundsoliden Eindruck.

Zur körpereigenen Kreatin-Synthese wird u.a. die essentielle Aminosäure Methionin benötigt. Wenn man als Veganer oder Vegtarier nicht viel grünes Blattgemüse zu sich nimmt und auch beim Essen von Paranüssen eher Zurückhaltung zeigt, dann kann der Körper nicht so viel Kreatin synthetisieren, wie es wünschenswert wäre. - Eine Studie wäre interessant, bei der Vegetarier oder Veganer Methionin eine Zeit lang einnehmen würden und man dann schaute, wie sie in IQ-Tests so abschneiden. Aber, wir sind hier natürlich nicht bei Wünsch-Dir-was, und eine solche Studie wird es vielleicht nie geben. (Mit dem Internet-Programm cronometer kannst Du übrigens Deine eigene Ernährung mal auflisten und bekommst dann u.a. die Info, wie hoch Deine eigene Methionin-Aufnahme liegt.)

Ganz allgemein möchte ich sagen: Allesfresser zu sein bedeutet, Kompromisse einzugehen. Ständig kommt irgendein Nährstoff einem anderen in die Quere, Stoffe, die einem gut tun, schaden in der falschen Dosierung und für viele Substanzen, um vom Körper anständig genutzt werden zu können, ist das gleichzeitige Vorhandensein von Hilfsstoffen notwendig. Kein Wunder, dass es zur menschlichen Ernährung so dermaßen viele Diskussionen gibt, denn die optimale Ernährung, bei der wir zu 100% funktionieren, gibt es für Menschen wohl nicht. Irgendwo muss man sich immer für einen Kompromiss entscheiden, und ein ernährungsmäßiger Vorteil bringt gerne mal einen anderen ernährungsmäßigen Nachteil mit sich. - Dennoch muss man sagen: solchermaßen evolutionär geprägt, hat es die Menschheit geschafft, auf dem ganzen Erdball heimisch zu werden und sich in einem Umfang zu vermehren, der dem Planeten allmählich arg schmerzt. Als Pandabär hätten wir es viel einfacher. Pandabären diskutieren nicht nur deshalb nicht über Ernährung, weil es ihnen an Intelligenz, Schrift und Sprache mangelt. Es gibt für sie auch schlichtweg keinen Grund dazu. Bambus gut, alles gut, sollen sich doch andere Sorgen um optimale Ernährung machen. Nur: solchermaßen evolutionär angepasst, verschwinden sie immer mehr vom Planeten. - Vielleicht ist es doch gar nicht so schlecht, sein Dasein als Allesfresser zu fristen.

Nächster Punkt: Muskelmann Patrik Baboumian weiß in diesm Video: https://www.youtube.com/watch?v=5ctqxiyglmQ Interessantes über Kreatin zu berichten. Ich zitiere: "Kreatin kann für Vegetarier und Veganer ganz nützlich sein. ... Der Körper selbst bildet soviel Kreatin wie er braucht ... für Normalbetrieb, nicht für Turbobetrieb. Deswegen ist es eben so, dass ein Vegetarier oder Veganer die Wirkung von Kreatin recht deutlich spürt, während die meisten starken Fleischeser da eigentlich kaum was spüren." Natürlich spricht Baboumian von Muskelaufbau und Energiefreisetzung, aber wie wir wissen, hat Kreatin ja auch in andere Hinsicht noch nützlich.

Man kann hier ein simples biologisches Prnzip wiedererkennen: das der Ökonomie. Statt sich für eine eventuell anfallende Maximalleistung zu rüsten, spart der Körper lieber ein, wo er kann und arbeitet auf einem Leistungsniveau, dass Baboumian "Normalbetrieb" nennt. - Und wer daraus nun den Schluß zieht: "Na, denn ess ich doch lieber massenweise Fleisch und mutiere, salopp gesagt, zur Intelligenzbestie und Muskelmaschine, der übersieht halt, dass er sich damit, da wir nun mal Allesfresser sind, auch wieder unerwünschte Folgen einhandeln würde und es wiederum nur auf einen Ernährungs-Kompromiss hinausliefe. Und zwar, meiner Meinung nach, auf einen nicht besonders guten.

Wenn man es ganz genau wissen will, dann kommt man wohl nicht daran vorbei, es mal selbst auszutesten, indem man mal 'ne Weile lang Kreatin oder Methionin supplementiert. Denn letzlich interessiert doch vor allem, ob das einem selbst was bringt, nicht, ob das so ganz allgemein gesprochen Sinn macht.

Vielen vielen Dank für diese ausführliche Antwort! Das Thema hat mich wirklich etwas beunruhigt :)

Ich bin weder Trophologe noch selbst Veganer und sollte daher vielleicht die Finger von dieser Frage lassen, aber da ich im Bekanntenkreis eine Veganerin habe, die zudem noch Ernährungswissenschaften studiert hat, kann ich wenigstens indirektes Wissen weitergeben.

Um dich zunächst einmal etwas zu beruhigen: Dass man als Veganer Gefahr läuft, schlagartig zu verblöden, glaube ich nicht, denn da habe ich durch diese Bekannte den lebenden Gegenbeweis.

Man sollte sich aber darüber klar sein, dass der Mensch omnivor „designt“ ist und andere Ernährungsformen die Gefahr von Mangelerscheinungen mit sich bringen. Das gilt für den Veganismus wesentlich stärker als für den Vegetarismus. Wenn man sich darauf beschränkt, bestimmte Nahrungsmittel nicht mehr zu essen, sind die Mangelerscheinungen vorprogrammiert. Man muss sich schon darüber informieren, welche nötigen Stoffe man nun nicht mehr auf dem „üblichen“ Weg zu sich nimmt und wie man das ausgleichen kann. „Manchmal ist es schon richtige Arbeit, den Speiseplan für die Familie zu basteln.“ (Vielleicht nicht ganz wörtlich, aber sonst ein Originalzitat.)

Dabei ist es für jemanden, der Ernährungswissenschaften studiert hat, ja noch verhältnismäßig einfach. Andere müssen sich mühsam gute Quellen suchen. Einfach mal ein Link eingestreut, das mir empfohlen wurde: http://www.vegetarisch-geniessen.com/0402/artikel/veganjaaber/

Wenig hilfreich sind Internetseiten, Broschüren oder Vorträge, die überwiegend damit befasst sind, jede Kritik wütend anzugreifen: Die Information, dass ein Fleisch essender Raucher viel mehr Probleme riskiert als ein Veganer, hilft nun wirklich nicht weiter.

Man kann bei JEDER Ernährungsweise eine Mangelerscheinung beommen! Sei es jetzt Omnivoren, Pescetarier, Vegetarier oder Veganer! Und der Mensch war urprünglich, eiige Zeit vor der Steinzeit kein reiner Fleischfresser, aller höchstens hat dieser paar mal Insekten gegessen, aber Pflanzliches bevorzugt!

Man sollte sich aber darüber klar sein, dass der Mensch omnivor „designt“ ist und andere Ernährungsformen die Gefahr von Mangelerscheinungen mit sich bringen. Das gilt für den Veganismus wesentlich stärker als für den Vegetarismus.

Das ist nicht ganz richtig. In Sachen Eisen ist es bspw. von Vorteil, wenn man nicht wie die meisten Ovo-Lacto-Vegetarier Milchprodukte konsumiert (in der Regel sogar mehr als vorher als Mischköstler gegessen wurde), da diese eisenarm sind und zusätzlich die Eisenaufnahme aus anderen Lebensmitteln hemmen.

Vegetarier und Veganer sind übrigens häufig deutlich besser mit allen Nährstoffe versorgt. http://www.vegan.eu/index.php/meldung-komplett/items/fleischesser_n%C3%A4hrstoffmangel.html

@Annemaus85

Um es klarzustellen, falls irrtümlich dieser Eindruck entstanden sein sollte: Ich halte den Veganismus nicht für Blödsinn, der nur die Gesundheit gefährdet! Dass der Fleischkonsum alleine aus ökologischen Gründen zumindest stark eingeschränkt werden muss, wird jedem klar, der sich die Energiebilanz bei der Fleischproduktion ansieht. Wenn man dann noch von Arbeitsweise und Machenschaften der Fleischindustrie erfährt, vergeht einem automatisch der Appetit auf das Billigschnitzel vom Discounter.

Was ich sagen wollte (Entschuldigt, wenn ich mich da nicht klar genug ausgedrückt habe) war, dass man bei einer tiefgreifenden Umstellung der Ernährung aufpassen muss. Auf der Seite, auf die Annmaus85 verweist, fand ich den Satz (Teilzitat, den Rest könnt ihr ja leicht dort nachlesen)

„... kann … bei guter Planung der veganen Ernährung eine hinreichende Nährstoffversorgung ... hergestellt werden.“

Eben „bei guter Planung“ - und für die muss man schon wissen, welche nötigen Stoffe nun eventuell fehlen und in welchen anderen (pflanzlichen) Nahrungsmitteln sie zu finden sind.

Möglicherweise trägt auch die Notwendigkeit, sich nun geplanter zu ernähren, dazu bei, dass nach der Studie Vegetarier und Veganer seltener Nährstoffmängel aufweisen.

Diese Seite hat mich übrigens noch an etwas erinnert, das ich in einem Beitrag vergessen hatte: Wie das Vitamin B12, das für Veganer ein Problem darstellt, kann auch Kreatin künstlich (als Medikament) zugeführt werden. Klar, dass man mit seinem Arzt oder Apotheker (wo hab' ich das bloß schon mal gehört) klären sollte, ob und in welchen Mengen die Einnahme Sinn macht.

Hallo! Ich gehe hier nicht auf die "Hirnfrage" ein sondern auf einen Aspekt der kaum beachtet wird. Creatin wird meistens in einer Kur genommen - und dann? Muskelaufbau ist komplett reversibel - ob mit oder ohne Nahrungsergänzungsmittel. Antrainierte Muskeln sind leider immer nur eine Momentaufnahme. Durch Creatin wird Wasser in Muskeln ( Übrigens auch im Herzmuskel) eingelagert. Nach der Kur wieder entzogen - und dann?

Du bist Veganer - Respekt und alles Gute.

Es geht da nicht um gravierende Änderungen, sondern um messbare.

Das ist ungefähr, wie wenn sich zwei gleich intelligente Personen nach der Schulzeit unterschiedlich verhalten. Der eine rechnet viel mit dem Kopf, der andere benutzt selbst für das kleine Einmaleins einen Taschenrechner. Da ergeben sich dann bei einem IQ-Test auch messbare Unterschiede, die sich aber im täglichen Leben kaum bemerkbar machen.

Messbar sind z.B. auch Intelligenzunterschiede zwischen der Gruppe der Christen und Atheisten, bzw. zwischen Anhängern des politisch konservativen und liberalen Lagers. Da geht es ebenfalls nur um wenige Punkte und der durchschnittliche Gruppenwert sagt nichts über einzelne Personen aus. So kann z.B. der intelligenteste Mensch Deutschlands durchaus Veganer sein.

ich halte das für absoluten mumpitz.