Johanniskraut-Einnahme: Einfluss auf Antidepressivum?
Hallo liebe Leute,
ich weiß, dass die gleichzeitige Einnahme von Johanniskraut und einem SSRI-Antidepressivum (Serotonin-Wiederaufnahmehemmer) nicht zu empfehlen ist und zu Wechselwirkungen führen kann. Meine Frage befasst sich eher mit der vorherigen Einnahme des Johanniskrautes. Ich nehme momentan seit geraumer Zeit täglich 3x500mg (insgesamt 1500mg) Johanniskrautextrakt ein.
Am Ende diesen Monats bekomme ich voraussichtlich ein Antidepressivum in Form eines SSRIs oder ich glaube sogar SSNRIs verschrieben. Wenn ich die medikamentöse Therapie mit dem Antidepressivum beginne, werde ich die Einnahme des Johanniskrautes abbrechen. Meine Frage ist, ob und inwiefern sich die vorherige Johanniskraut-Einnahme schließlich auf die Wirkung und den Spiegelaufbau des Antidepressivums auswirkt. Hat irgendjemand eine Vermutung oder Erfahrung diesbezüglich?
Ich komme darauf, weil ich die positive Vermutung hatte, dass eventuell der Spiegel nun schneller aufgebaut werden kann? Ich kenne ja von anderen SS(N)RIs, dass die Dauer, bis das Medikament wirkt, durch den Spiegelaufbau mehrere Wochen oder sogar Monate dauern kann.
Danke an alle Hilfe!
4 Antworten
Johanniskraut hat eine Halbwertszeit von ca. 19 Stunden. In der Medizin rechnet man übers Handgelenk etwa 5x die Halbwertszeit, bis eine Substanz vollständig abgebaut wurde. Ergibt bei Johanniskraut also etwa 4 Tage. Soviel zur Serumkonzentration im Blut.
Bis Johanniskraut im Gehirn abgebaut ist dauert es in der Regel etwas länger. Bei einer anschliessenden Einnahme von MAO-Hemmern (eine Gruppe von Antidepressiva die auf keinen Fall mit Johanniskaut kombiniert werden dürfen) plant man normalerweise einen Sicherheitsabstand von 2 Wochen ein.
Bei SSRI/SNRI ist ein fliessender Übergang von einer niedrigen Dosis Johanniskraut zum neuen Medikament keine Seltenheit. Dazu musst du deine Johanniskraut-Dosis jedoch erst mal schrittweise reduzieren, denn 1500mg ist nicht gerade eine geringe Dosis.
Das sämtliche SSRI/SNRI rezeptpflichtig sind wird dir dein Arzt sicherlich genauere Anweisungen geben. Allgemeine Informationen zu allen SSRI's und SNRI's findest du übrigens hier.
Danke, hast mir schon öfter meine Fragen beantworten und immer sehr gut. :)
Nicht alle Antidepressiva hemmen die Wiederaufnahme von Serotonin, Noradrenalin und/oder Dopamin.
MAO-Hemmer beispielsweise sind eine Gruppe Medikamente welche primär zur Behandlung von Depressionen (Typ A) und Parkinson (Typ B) verwendet werden bzw. wurden. Da diese Medikamente zahlreiche lebensgefährliche Wechselwirkungen sowohl mit anderen (auch frei verkäuflichen) Arzneimitteln als teilweise auch mit handelsüblichen Lebensmitteln (wie z.B. Käse) haben werden sie heute nur noch bei absoluter theraperesistenz eingesetzt. Ein äusserst effektives aber "gefährliches" Antidepressivum ist beispielsweise Tranylcypromin (Jatrosom).
Im Gegensatz zu den WIederhaufnahme-Hemmern hemmen die sogenannten MAO-Hemmer die Wiederaufnahme der jeweiligen Botenstoffe nicht. Sie hemmen die Monoaminooxidase. Vereinfacht formuliert ist die Monoaminooxidase der "Abbau" von biogenen Aminen (Serotonin, Noradrenalin, Dopamin) in der Präsynapse.
Meiner Erfahrung nach wirkt Johanniskraut noch eine längere Zeit nach (glaube 2 Wochen) Johanniskraut erhöht nicht nur Serotonin, sondern sensibilisiert auch die Serotoninrezeptoren und erhöht die Rezeptorendichte. Dazu gibt es Studien. Es könnte also gut sein, dass das Medikament nun stärker wirkt bzw. der Spiegel schneller aufgebaut wird. Aber nichts dramatisches, solange man es nicht gleichzeitig nimmt.
So gefährlich ist es auch wieder nicht, wichtig wäre es nach der Gesundung vorbeugend das Johanniskraut wieder zu nehmen, vor allem im Winter.
Die Wirkung eines Antidepressivums kann durch Johanniskraut gesteigert werden. Da aber bei SSRI erst nach ca 4 Wochen der Wirkspiegel erreicht wird, ist es OK, erst dann das Johanniskrsut abzusetzen.
was ist ein MAO Hemmer?
Kenne mur Dopamin,Noandrealin,und Serotonin hemmer.