Ist meditieren schlecht für den Rücken?

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An dieser Stelle zunächst einmal ein Witz:

Zwei Nachbarinnen treffen sich auf der Straße und quatschen ein wenig. Schliesslich reden sie auch über ihre Familien.

""Was ist eigentlich mit deinem Sohn? Ist er immer noch arbeitslos?" - "Ja. Aber nun meditiert er!!" - "Er meditiert? Was ist denn das?" "Also so genau weiss ich das auch nicht - aber es ist besser als rumzusitzen und nichts zu tun!!!


So, nun zum Unernst des Lebens:

Der moderne Mensch hat beruflich oft eine sitzende Tätigkeit und auch privat sitzt man heutzutage vielfach vor dem Bildschirm, hat also einen Bewegungsmangel.

Zumindest im Buddhismus ist die Meditation nicht dazu gedacht, den Geist über die materielle Welt zu erheben, indem man den physischen Körper quält und ihn belastet.

Deshalb ist es natürlich empfehlenswert, sich ausreichend zu bewegen um nicht Probleme mit Bandscheiben und Co zu bekommen.

Es besteht auch keine Veranlassung von heute auf morgen zum "Hardcore-Meditierer" zu werden und täglich mehrere Stunden lang zu "sitzen".

Meditation und Pausen: Nicht umsonst werden die einzelnen Sitzperioden in einigen Traditionen auch durch Gehmeditation unterbrochen, bevor man wieder zum Sitzen zurückkehrt.

Sitzen statt Rumsitzen: Meiner Meinung nach spricht nichts dagegen, sich Abends den zweiten "Tatort" mal nicht anzugucken und statt auf dem Sofa zu lümmeln, eben mal für 15 bis 20 Minuten auf sein Meditationskissen zu setzen.

So ersetzt man zerstreuendes Herumsitzen durch achtsames Sitzen - und benötigt so für die Meditation keine zusätzliche Zeit, da man die bereits vorhandene Zeit sinnvoll nutzt.

Meditation im Liegen: Natürlich könnte man alternativ auch einmal im Liegen praktizieren, wobei ich persönlich das nicht befürworte, so lange man nicht gerade krank ist.

Zumindest Betten sind meist sehr weich, begünstigen deshalb keine gute Haltung und man verfällt eher ins Träumen, so dass die geistige Sammlung schwerer fallen kann.

Achtsames Handeln: Neben der stillen Meditation im Sitzen oder Liegen, kann natürlich auch eine praktische Tätigkeit wie das Aufräumen, Putzen, etc zu einer Form der Meditation werden.

Dennoch würde ich persönlich immer die Sitzmeditation als gute Grundlage für andere Meditationspraktiken üben.

Rücken stärken: Anstatt auf andere Meditationspraktiken auszuweichen würde ich eher empfehlen, sich einmal über Übungen zu informieren, die den Rücken stärken.

Einige Personen die Zazen, also Sitzmeditation praktizieren, machen zusätzlich einige Yogaübungen um den Rücken zu stärken.

Besonders praktisch beim Yoga ist, dass man gleich noch ein paar Übungen machen kann, um flexibler in den Beinen zu werden und sich so den Lotossitz zu erleichtern.

Natürlich ist das wie immer nur meine persönliche Meinung, für die ich keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit erhebe :-)

sehr gut beantwortet! :)

@Avari

Vielen Dank :-)

@Enzylexikon

Anfangs verbrachte ich auch meine Zeit im Lotussitz. Damit das "Chi" richtig fließen kann. Dann habe ich übers AiKiDo eine Meditatioinsform im Stehen kennen gelernt. Damit das "Ki" richtig fließen kann. Mittlerweile weis ich das Meditation eine Kopfsache ist und eine bestimmte Körperhaltung dient nur der "Form" . Das sind zumindest meine Erfahrungen. Enzylexikon hat das schon gut auf den Punkt gebracht.

lg

Pasknalli

@Avari

Danke für den Stern. :-)

Meditieren funktioniert im Sitzen, im Stehen und im Gehen, denn Meditieren ist eine innere Haltung und keine äußerliche Technik. Hier ist z. B. eine super Gehmeditation: http://www.yin-yang-living.com/blog/beweglichkeit/katzengang-meditation-achtsam-beweglich-sinnlich.

Als Bodhidharma die buddhistische Meditation nach China brachte (so etwa zwischen 500 und 600 n. Chr.), verordnete er seinen Schülern die dort seit Jahrtausenden praktizierten daoistischen Daoyin-Körperübungen, die heute unter dem Namen Qigong bekannt sind, sowie die weichen chinesischen Kampfkunst-Übungen. Taiji ist solch eine «innere Kampfkunst», die durch ganzheitliche innere sowie äußere Arbeit fit hält, dazu zählen Meditation, Energiearbeit und Körperarbeit. Aus Indien kannte Bodhidharma die Verbindung von Meditation und Yoga. In China wurde seine indische Variante der Meditation in der Folge mit dem alten, vorhandenen Wissen erweitert und als Dao-Yoga bezeichnet.

Offensichtlich war damals bekannter als heute, dass zwar einerseits das In-sich-Gehen segensreiche Wirkungen hat, andererseits der Körper beweglich gehalten werden muss und von Anfang an beides Eines ist. Eine Zersplitterung des menschlichen Organismus und Systems - Körper, Psyche, vor allem aber Verstand, alles schön säuberlich getrennt - kann wohl nur in einer Medizin und Gesellschaft wie der unseren passieren, die sich selbst als das Höchste alles Seienden ansieht, sich von ihren Wurzeln getrennt hat und sich über alles erhebt.

Das hier geschilderte theoretische Wissen wird ganz natürlich und selbstverständlich, wenn Du ganz bei Dir selbst bleibt. Wenn es gut läuft, dann ist jede Deiner Bewegungen meditativ in dem Sinne, dass Du Achtsamkeit für Deinen Körper mitbringst, und jede Deiner meditativen Zeiten ist bewegt, indem Du innere Räume erschaffst. Dann sind auch Rückenschmerzen kein Thema.

Das mit den "mehreren Stunden" ist Unfug. Es reicht, wenn man täglich 2 mal etwa 30 Minuten lange meditiert (oder weniger) wichtiger, als die Dauer einer Meditation ist, dass man in ihr den Samadhi-Zustand erreicht; ohne ihn ist eine Meditation praktisch wirkungslos. Kann man jedoch regelmässig diesen besagten Zustand erlangen, ist Meditieren gut für den Rücken, die Beine, die Arme, den Kopf, den Verstand, die Augen, die Zehen, die Arme, das Gemüt, die Seele, die Phren, die Finger, die Zähne, die Haare.................die persönliche Entwicklung und Entfaltung.

Wenn man auf eine gute Sitzhaltung achtet, ist auch langes Sitzen in der Meditation nicht schlecht für den Rücken. Allerdings haben viele Meditationsanfänger zu Beginn Rückenschmerzen, weil sie sich beim Meditieren verspannen. Allerdings ist meiner Erfahrung nach das lange Sitzen ein Problem für die Beine. Bei Meditationsretreats wird aus diesem Grund immer wieder eine Gehmeditation eingeschoben.

Man muss zum Meditieren nicht zwangsläufig sitzen. Und es kommt darauf an, wie man sitzt. Ein indischer Yogi z.B. ist ziemlich fit, vermutlich hat er einen besseren rücken als 90% der "zivilisierten" westlichen welt :) Und stundenlanges meditieren ist schon ziemlich forgeschritten (Profimeditation sozusagen) ...