Hilfe, meine Eltern stopfen mich mit Medikamenten voll?
Sehr geehrte Community,
die Situation war so:
Soeben ist mein Vater in mein Zimmer gekommen und hat mich angeschrien, ich habe vergessen mein Medikament einzunehmen. Hierbei handelt es sich um Fluoxitin, das mir 2020 wegen depressiven Verstimmungen von einer Psychiaterin verschrieben worden sind. Da ich nun lange nicht mehr an Depressionen leide, wurde die Dosis vorerst um die Hälfte reduziert und Ende Mai soll das Medikament komplett abgesetzt werden.
Wie bereits erwähnt habe ich es heute statt am Morgen erst jetzt eingenommen, da ich relativ spät aufgestanden bin und dann gleich etwas für die Schule gemacht habe. Und mein Vater, der wohl denkt, wenn ich diese Mickimausdosis von 10mg Fluoxitin nicht wie gewohnt in der Früh einnehme, würde ich sterben, hat mich deswegen angeschrien. Und zwar nicht nur vorwurfsvoll gesprochen, sondern geschrien. Ich, zugegeben ein wenig rebellisch, habe ihm geantwortet, es sei idiotisch zu glauben, dieses Medikament sei von so großer Wichtigkeit. Es hat ihm wohl nicht gefallen, dass ich das Wort "idiotisch" verwendet habe. Daher hat er mich als aggressiv beschimpft und mein hirnrissiger kleiner Bruder, der das ganze Gespräch mitgehört hat, hat ihm zugestimmt. Daraufhin habe ich meinem Bruder gesagt, er solle sich nicht einmischen und ausnahmsweise seine Klappe halten. Und kaum habe ich dies ausgesprochen hat mein Vater gesagt dass er genau wegen solchen Aussagen von mir der Ansicht ist, dass die Dosis wieder gesteigert werden soll.
Das hat mich verletzt und gleichzeitig sehr wütend gemacht denn ich bin wie bereits erwähnt schon LANGE nicht mehr depressiv und Aggressionsprobleme oder Sonstiges habe ich nie diagnostiziert bekommen. Meine Psychiaterin beschreibt mich selbst als wieder psychisch stabil und sieht ja selbst keinen Grund darin, mir weiterhin Antidepressiva zu verschreiben.
Und genau deshalb bin ich auch so wütend auf meinen Vater. Ich bin schon längst genesen, gehe mit ausgezeichnsten Noten in die Schule, bin durchaus kommunikationsfähig und habe auch sonst überhaupt keine Probleme im Alltag.
Wie kann ich jetzt also meinem Vater erklären dass es normal für Jugendliche ist, ab und zu mal auszurasten? Das kommt noch dazu überhaupt nicht oft bei mir vor. Doch scheinbar sind meine Eltern der Ansicht, dass man Fehlverhalten von Jugendlichen mit irgendwelchen Medikamenten beheben muss, anstatt über das Vorgefallene zu sprechen.
Außerdem wird immer nur mir die Schuld gegeben und meine Eltern realisieren nicht dass eine Veränderung in der ganzen Familie notwendig ist. Genau deshalb ist bei uns auch schon das Jugendamt aktiv, dass meine Eltern aber klar und deutlich ablehnen, da sie nicht hinnehmen wollen, dass auch sie selbst sich ein wenig verändern sollten.
Was soll ich machen? Die reden nicht mehr mit mir und mir ist wirklich nicht nach Strei zumute.
MfG
10 Antworten
Beeindruckend, kuristina, wie überzeugend und klarsichtig du deine Situation beschreibst!
Es freut mich auch, dass du so deutlich die begrenzten Möglichkeiten und Gefahren von Psychopharmaka durchschaut hast!
Du hast ja jetzt mit der Erziehung deiner Eltern wirklich einen schweren Job:-)
Ich glaube, du kannst es hinkriegen, durch geduldige Aufklärung - besonders deines Vaters - dich mit deiner gut begründeten Meinung durchzusetzen. Dass du dabei gelegentlich im Umgang mit deinem Vater und auch mit deinem Bruder etwas "unpädagogisch" vorgehst, kann ich mir gut vorstellen ;-)
Kennen denn deine Eltern die Nebenwirkungen von Fluoxetin?
Vielleicht - ich weiß es ja nicht - hast du auch schon etwas von den Nebenwirkungen bemerkt. Wenn du deinem Arzt und deinen Eltern von den Nebenwirkungen berichtest, müssen sie ja wohl einsehen, dass du das Medikament möglichst schnell ausschleichen musst.
Also:
Häufig treten unter Fluoxetin Störungen des Magen-Darm-Traktes (Übelkeit, Erbrechen, Durchfall), zentralnervöse Beschwerden (Kopfschmerzen, Schwindel, Zittern, Müdigkeit) und andere Symptome (Schwitzen, Juckreiz, Hitzewallungen, Brustschmerzen) auf.
Wünsche dir ein klein wenig mehr Verständnis für die Sorgen deiner Eltern und noch ein bisschen mehr Verständnis für dich, für deine Gesundheit und viel Glück für deine Zukunft!
Anscheinend bist du in dieser Familienkonstellation die Vernünftigste und die, mit dem klarsten Durchblick.
Und das, obwohl du mitten in der Pubertät steckst! Hut ab!
Du wirst deinen Vater nicht ändern können, nur dein eigenes Verhalten ihm gegenüber. Dein Bruder schein ein kleiner oportunistischer Schleimer zu sein, und die beiden haben eine Koalition gegen dich gebildet.
Wo steht deine Mutter?
Wenn dein Papa so drauf steht, dass du im gesenkten Hauptes ein "mea culpa, mea maxima culpa" daherbestest, tu es einfach, stell ihn dir im rosa Tütü vor und denk dir ansonsten deinen Teil.
In gut drei Jahren kannst du ausziehen, darauf arbeite hin, sonst macht der Typ dich wieder depressiv. Du bist die stärkste in deiner Familie, davon bin ich überzeugt.
Auf jeden Fall bist du sehr reflektiert, und das wird es dir u.U. erleichtern zukünftige Ungerechtigkeiten und ungerechtfertigte Vorwürfe an dir abprallen zu lassen.
Mein Papa hat immer gesagt:
Ich wünscht' ich wär ein Elefant,
dann wollt ich jubeln laut,
mir ist es nicht um's Elfenbein,
nur um die dicke Haut.
Weiterhin mit dem Jugendamt im Kontakt bleiben. Und vllt auch deine Psychaterin um ein Gespräch mit deinen Eltern bitten.
Ansonsten einfach ignorieren und versuch dein Leben weiter zu leben…
Vielleicht sollte Dein Vater sich mal etwas verschreiben lassen. Depressionen sind ja vererbbar und wenn er so heftig reagiert, hat er offensichtlich selbst erhebliche Probleme.
Deine Überschrift ist allerdings völlig unangemessen und reines Clickbait.
Naja, aber herumzuschreien ist schon sehr infantil.
Naja, der Vater aber auch ;-)
Deine Eltern geben dir keine Medikamente, vollstopfen erst recht nicht. Das Medikament was du nimmst hat der Arzt verordnet und ist vermutlich wichtig. Der Arzt wird darüber entscheiden wie lange du welche Dosierung nehmen musst. Dein Vater hätte dich aber nicht anschreien sollen. Unterstützung vom Jugendamt hast du ja schon und wirst wissen wie dein Vater ist. Gib ihn keinen Grund zum schreien und wütend werden. Du könntest dir früh den Wecker stellen um nicht die Einnahme nicht zu verschlafen oder ihr einigt euch vorher darauf wie lange du höchstens schlafen darfst um so eine Situation nicht noch mal zu haben.
Naja, mein Interesse hat sie damit geweckt - von wegen Clickbait. Vielleicht kommt der Vater ja auch ohne Psychopharmaka zurecht, wenn seine Tochter Fortschritte im Umgang mit ihm macht ...