Eine Freundin hat eine soziale Phobie?

2 Antworten

Ich bin selbst von einer Sozialphobie betroffen und möchte dir deshalb erst recht dazu meine Meinung sagen :)

Sehr schön, dass du dir darüber Gedanken machst!

Ob sie eine hat oder nicht, das wissen wir nicht. Sie wird zum Psychologen gehen und das ist gut so.

Wir gehen mal davon aus, dass sie wirklich eine hat. Bei einer sozialen Angststörung hat man Angst, dass andere einen negativ beurteilen, dass man negativ auffällt, dass man Fehler macht etc.

Introversion ≠ Schüchternheit ≠ Sozialphobie

Allerdings kann sie trotzdem eine Phobie haben, obwohl sie für dich vielleicht "nur" schüchtern wirkt. Du weißt nicht wie sie sich innerlich fühlt! Man kann viel schauspielern, gerade wenn man nicht will, dass es auffällt. Mir geht es so. Ich bin zusätzlich gestresst, wenn ich daran denke, dass anderen auffällt wie viel Angst ich habe! Deshalb tue ich so als könnte ich es und versuche es zu vertuschen, obwohl es innerlich in mir brodelt.. ich kalte Hände habe, Herzklopfen, trockenen Mund, mir leicht übel ist, ich den Drang zum Wasserlassen habe, etc.

Es ist sehr negativ, wenn du sie so hart darauf ansprichst und einfach sagst "mach doch mal, stell dich nicht so an, ist nicht schlimm". Du meinst es sicherlich gut, aber das wirkt sich auf jemanden mit so einem Problem negativ aus. Die Person denkt dann erst recht "Ich bin zu nichts fähig, kann die einfachsten Sachen nicht, es muss jetzt klappen, ich darf keinen Fehler machen" usw. Außerdem nimmst du ihr Problem dann nicht ernst und spielst es runter. Sie fühlt sich missverstanden und macht dicht. Sie hat dir das schon anvertraut, also sei so gut und reagiere auch angemessen: Gefühlsvoll, verständnisvoll, verurteile sie nicht, kritisiere sie nicht. Unterstütze sie bei ihrem Vorhaben einen Psychologen zu finden.

Was du machen kannst:
- Gemeinsam mit ihr einen Psychologen finden und vielleicht sogar sie dort hin zu begleiten, wenn sie möchte und sie sich nicht alleine traut.
- Du kannst sie fragen, wie es denn ist mit diesem Problem. Wie fühlt sie sich in sozialen Situationen? Frage interessiert. Du willst die Phobie nur verstehen, um besser auf sie eingehen zu können. Du willst sie nicht damit kritisieren oder ähnliches!
- Du darfst ihr keine Arbeit abnehmen. Sie muss selber weiterhin soziale Situationen erleben. Vermeidungsverhalten ist nicht gut.
- Sei für sie da, wenn sie reden will. Wenn nicht, dann dränge sie auch zu nichts.
- Behalte deine Gedanken, dass sie nach deiner Meinung keine Phobie hat, für dich. Wie gesagt, das führt nur dazu, dass sie sich missverstanden fühlt und dann dicht macht.

Liebe Grüße :)

Hallo Sherlock, danke für deine Antwort. :)

Aaaalso, ich kann mir schon ungefähr vorstellen, wie es ist, weil ich auch einen Freund habe, der darunter leidet und von ihm habe ich auch vieles erzählt bekommen. Er hat sich auch so viele Gedanken gemacht, dass ich ihn nachher als "krank/bekloppt" abstempeln würde, weil er sich dadurch so unnormal fand, aber er ist ein gutr Freund für mich und ich sehe daran auch nichta krankes oder gestörtes. Jeder Mensch hat irgendwo seine "Macken" und ich bin bei weitem auch nicht der offenste Mensch, eher im Gegenteil! Ich bin extrem introvertiert und auch der Umgang mit fremden Menschen überfordert mich sehr bzw. will ich meistens einfach nur meine Ruhe.

Aber anders als meine Freundin habe ich einen Tunnelblick.. ich blende alles um mich herum aus, wenn ich alleine einkaufe, in die Stadt gehe usw, sondern konzentriere mich nur darauf, weswegen ich auch gekommen bin. Die Menschen um mich herum interessieren mich nicht.

So, wie du es beschrieben hast, passt es eher auf eine andere Freundin von mir als auf die, die ich hier angesprochen habe. Denn was andere Menschen von ihr halten, interessiert ihr herzlich wenig. Nur das, was die wichtigsten Menschen in ihrem Umfeld halten, interessiert sie. Und das weiß ich allein dadurch, dass sie oft auch kein Verständnis für die andere Freundin hat, die eben in deiner Beschreibung besser rein passt.

Was mich betrifft.. Ich habe sie natürlich auch schon neugierig gefragt, wie sie sich fühlt usw. und ich käme nie auf die Idee ihr zu sagen, "du bist nur schüchtern" usw. Ich bin mir durchaus bewusst, dass sie sich am Ende falsch verstanden fühlt, gerade, wenn sie mir so was anvertraut, ich bin vllt direkt, aber kein Holzklotz. :'D

Und ich bin die Letzte, die andere (geschweige denn Freunde!) einfach so halbherzig verurteilt... das will ich auch nicht, dass man es bei mir macht, also mache ich das auch nicht bei anderen.

Und ich habe sie schoooooon mal gefragt, ob sie mal nicht der Kellnerin sagen möchte "wir möchten zahlen!" und das hatte sie einmal sogar fast geschafft, da waren wir alle mit dabei (die Kellnerin hatte sie nur nie gesehen, aber immerhin!). Also ich glaube, so extrem eng wird sie das vllt nicht sehen, aber ich passe da auf und werde sie zu nichts zwingen, drängen oder zu oft fragen.

Zu den Vermeidungen. Das dachte ich mir auch, dass es eigentlich nicht so gut ist. Da hatte ich mir überlegt, dass, wenn sie eine Weile beim Psychologen war und eine Besserung Stattfand, ob sie vllt mal mit mir zusammen mal im überfüllten Supermarkt einkaufen möchte und wenn sie doch zu sehr Angst hat, kann man noch immer umkehren. Vielleicht fällt es ihr leichter, wenn eine vertraute Person dabei ist. Aber natürlich nur dann, wenn sich die Situation bei ihr etwas gebessert hat, so ganz große Sprünge will ich ihr auch nicht zumuten. Oder wäre das eher schlecht?

@Yuurie

Aso, dann ist gut :) Wollte das nur sagen, weil mir das sehr wichtig ist und ich ja nicht weiß, wie du drauf bist und wie viel du über das Krankheitsbild weißt.

Mhm ja.. die Verdacht-Diagnose ist schon nicht so ganz eindeutig.. zweifel auch daran, ob sie eine hat. Allerdings wird sie das eh rausfinden, wenn sie zu einem Psychologen geht. Ich gehe lieber davon aus, dass es wirklich eine ist und versuche behutsam mit den Leuten umzugehen ;)

Wollte dir auch nichts unterstellen oder dich anfeinden, ja? :)

Ja, ich würde mich zu sehr unter Druck fühlen, wenn man mir plötzlich sagt, ich soll der Kellnerin "wir möchten zahlen" zurufen. Gerade wenn man eine große Gruppe ist und ich das plötzlich machen soll.. sie hat es fast gemacht bzw. sogar gemacht? Wow.

Ja, das ist gut :)

Je nachdem wie stark eine Phobie ist, kann das auch nach hinten losgehen.. und dann wäre es besser, wenn man das mit einem Therapeuten (bei dem fachliches Wissen vorhanden ist) macht. Allerdings scheint sie echt nicht soo eine große Phobie zu haben, wenn überhaupt..

Du kannst ihr das i-wann mal anbieten und sagen, dass ihr das am nächsten Tag ja machen könnt. So kann sie sich etwas darauf einstellen. Ich persönlich mag es gar nicht, wenn plötzlich was anstrengendes noch am gleichen Tag passieren soll.

LG :)

Hallo Yuurie,

so wie du es schilderst, scheint deine Freundin eher schüchtern als wirklich sozialphobisch zu sein. Aber wirklich abklären dann ich das so nicht. Das sie möglichst spät einkaufen geht, wäre hingegen schon eher Richtung Sozialphobie zu deuten. Wenn sie sich dadurch stark in ihrem Leben beeinträchtigt sieht, wäre ein Beratungsgespräch beim Psychologen eine gute Idee.

Deine Freundin hin und wieder "ins kalte Wasser" zu schubsen, wäre eine Möglichkeit, dass sie so langsam ihre Schüchternheit ablegt. Sie gelegentlich zu bitten, selber mal den Kellner herbeizurufen, ist also keine schlechte Idee. Solange das eure Beziehung nicht gefährdet, ist dagegen nicht einzuwenden.

Beste Grüße

MrxPsyc

Hallo! Danke für deine Antwort :)

Ich dachte auch eher, sie ist 'nur' schüchtern, vermochte aber nichts sagen, da sie sich nachher sonst missverstanden fühlt.. Jedenfalls klingt es gut, dass ich sie hin und wieder ins kalte Wasser schubbsen könnte, also zwingen werde ich sie zu nichts, aber hin und wieder sagen, dass sie es ruhig mal versuchen könne und dass niemand von uns sie deswegen auslacht.. Warum auch? :)

Sie hat mir auch gesagt, dass sie sich locker schützend vor anderen Stellen ( z.b. Hat sie sich wie eine Bulldogge vor mich gestellt, als zwei dubiose Männer mich angafften) und für andere etwas nachhaken kann etc. aber wenn es für sich selber ist, hat sie eher Probleme. Vllt hat sie mehr... Minderwertigkeitskomplexe? Auf jeden Fall will sie das selbst in den Griff bekommen (deswegen will sie auch zum Psychologen) aber als Freundin will ich sie auch unterstützen und ihr helfen.