2 Wochen vor der OP nicht rauchen, passt das?

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Ohne weitere Hintergrundinformation lässt sich die Frage nicht wirklich eindeutig beantworten. Man muss bei den ganzen Auswirkungen des Rauchens auf die Narkose unterscheiden zwischen den unmittelbar vorliegenden, akuten Auswirkungen des kurzfristigen Zigarettenkonsums und den langfristigen chronischen Auswirkungen.

Die langfristigen chronischen Auswirkungen sind die Schädigungen und Beeinträchtigungen von dauerhaften Rauchen. Hierbei kommt es auch auf die Menge der regelmäßig gerauchten Zigaretten an. Also je mehr und je länger du vorher geraucht hast, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit dieser Beeinträchtigungen.

Die kurzfristigen Auswirkungen sind die durch in der in den letzten Stunden oder Tage vor der Narkose gerauchten Zigaretten. Das sind die Auswirkungen der noch im Körper vorhandenen Giftstoffe des Rauchens. Wenn du 14 Tage vorher nicht rauchst, dann dürften da keine weiteren Beeinträchtigungen da sein.

Es kommt also wirklich drauf an, wielange und wieviel du vorher schon gequarzt hast. Wenn es eher gelegentlich war,dann dürfte das vernachlässigbar sein. Wenn regelmäßig und viel, dann sollte der Anästhesist das besser wissen.

Grundsätzlich ist das ein Problem, das öfter vorkommt und da genügend Zeit zwischen der Untersuchung und dem Eingriff ist, rat ich dir zu folgendem Vorgehen:
Notier dir den Tag und die Zeit des Untersuchungstermines und den Namen des Arztes oder der Ärztin, die das vorgenommen hat. Krieg die Email-Adresse der Anästhesieabteilung raus, dürfte auf dem Bogen angegeben sein.
Dann schreib hinterher noch eine ergänzende Email an die Anästhesieabteilung, erkläre die Umstände und bezieh dich dabei auf Eingrifftermin, Untersuchungstermin und untersuchenden Arzt, damit sie das zuordnen können.

Denke, so wirst du dein Problem lösen können, wenn es dich zu sehr belastet.
Ansonsten mach dir keine allzuvielen Gedanken wegen der Narkose. Meistens ist es eher angenehm. Überleg dir lieber einen schönen Traum, den du dabei haben willst.

Es gibt viele Gründe warum man dem Anästhesisten sagen sollte, dass man raucht, Alkohol trinkt oder Drogen nimmt.

1.) Die Narkoseeinleitung und die Intubation könnte schwieriger werden weil die erforderliche Tiefe der Narkose für eine Intubation möglicherweise nicht erreicht wird. Der Pat. könnte wieder aufwachen während der OP. Weiterhin besteht erhöhte Aspirationsgefahr weil beim Rauchen die Magensäureproduktion gesteigert wird. Das heißt, der Pat. ist nicht nüchtern. Man sollte mindestens 6 Std. vor der Narkose nicht mehr rauchen.

2.) Unabhängig davon schwächt rauchen das Immunsystem und schädigt alle Organe vor allem die Lunge. Darum erhöhte Gefahr einer Lungenentzündung nach der OP wegen der künstlichen Beatmung während der Narkose. Weiterhin sind die Bronchien eines Rauchers verschleimt weil Nikotin die Flimmerhärchen lähmt die den Schleim abtransportieren sollen. Auch deswegen ist die Lunge anfälliger für eine Lungenentzündung.

3.) Falsche Werte bei der Sauerstoffanzeige im Blut, weil dass an Hb-gebundene Kohlenmonoxid (CO) fälschlicherweise mit erfasst wird. Es gaukelt eine falsche Sauerstoffsättigung vor. Es zeigt 99% an, ist aber in Wirklichkeit niedriger weil Kohlenmonoxid fälschlicher Weise auch als Sauerstoff gemessen wird.

4.) Durch die Reizung der unteren Atemwege durch das Rauchen können ganz bestimmte Narkosegase eine spastische Reaktion hervorrufen und dürfen nicht angewendet werden, weil sie die Beatmung erschweren oder sogar kurzzeitig unmöglich machen können. Im Zweifel wählt der Anästhesist eine TIVA.

5.) Minderdurchblutung des OP- Gebietes bzw. des ganzen Körpers auf Grund der Gefäßverengenden und Gefäß schädigenden Wirkungen des Nikotins. Auch Alkohol schädigt die Gefäße. Daraus resultieren Wundheilungsstörungen u. Infektionen.

6.) Raucher u. Alkoholtrinker (wenn die Leber noch nicht geschädigt ist) benötigen mehr Narkosemedikamente. Die Toleranz für diese Med. ist größer. Bei längeren Genuss von Alkohol oder Drogen passt sich die Leber an und kann diese Gifte immer schneller und besser abbauen. Das bedeutet, dass diese Menschen mehr Narkosemedikamente benötigen weil auch die Narkosemedikamente schneller abgebaut werden. Sonst könnten diese Pat. während der Narkose plötzlich aufwachen (Awareness)

7.) Alkoholiker und Kiffer haben mehr Rezeptoren bzw. die Rezeptoren werden unempfindlicher an denen auch best. Narkosemed. andocken. Darum benötigen sie mehr Narkosemedikamente bis alle Rezeptoren besetzt sind bzw. Wirkung zeigen. Diese Aussage trifft aber nur zu, wenn vor der OP kein Alkohol oder THC/CBD-Spiegel vorhanden war. War ein Spiegel vorhanden, verstärken sie die Wirkung der Narkosemedikamente (additive Wirkung). Dies führt zu einer tiefen Narkose bzw. die Hirntätigkeit wird stark gedämpft und kann das Aufwachen verzögern sowie die Atmung beeinträchtigen (Atemdepression) und den Blutdruck gefährlich senken (Hypotonie). Dies kann Lebensbedrohlich werden. Auch eine Leberzirrhose oder Verfettung beeinträchtigt den Abbau von Narkosemedikamente negativ.

8.) Bei Rauchern ist vor allem durch die vorgeschädigte Lunge die Sauerstoffaufnahme in den Lungenbläschen reduziert. Wenn zur Aufrechterhaltung der Narkose ein Gas verwendet wird, benötigen Raucher eine höhere Konzentration an Gas um die gewünschte Wirkung zu erzielen weil der Gasaustausch durch die geschädigten Lungenbläschen beeinträchtigt ist.

9.) Nikotin und Alkohol lösen im gesamten Körper Stress aus. Darum haben sie einen erhöhten Stoffwechsel, Bluthochdruck und mehr Adrenalin im Blut. Durch den erhöhten Stoffwechsel und den hohen Adrenalinspiegel werden auch Narkosemedikamente schneller verstoffwechselt bzw. abgebaut. Auch darum benötigen solche Pat. mehr Narkosemedikamente damit sie während der OP nicht aufwachen (Awareness). Auch sehr ängstliche bzw. aufgeregte Pat. haben einen erhöhten Adrenalinspiegel bzw. ein erhöhtes HZV. Dadurch fließt ein geringerer Anteil Blut also auch weniger Sauerstoff und Narkosemed. zum Gehirn. Darum benötigen aufgeregte, ängstliche Pat. auch mehr Hypnotikum und Schmerzmittel.

10.) Alkohol schädigt jede Körperzelle. Aber besonders Leber, Gehirn, Herz und Knochenmark. Durch die giftigen Abbauprodukte des Alkohols (Acetaldehyd etc.) werden die Leber und das Gehirn besonders geschädigt. Daraus resultiert nach längerem Genus: Sodbrennen, Gastritis, Pankreatitis, Hypertonie, Leberzirrhose, Aszites, Ösophagusvarizen, Blutungen, Nierenschäden, Eiweißverlust, Arteriosklerose, Peritonitis, Schädigung der Herzzellen u. Herzkranzgefäße. Folgen: Herzschwäche, Herz-Rhythmusstörungen, Herzinfarkt.

11.) Durch Alkohol wird der Tonus des unteren Speiseröhrenschließmuskels herabgesetzt sowie die Peristaltik der Speiseröhre (Aspirationsgefahr) und
die Leber hat einen erhöhten Sauerstoffverbrauch (Abbau von Alkohol, Fetten etc.). Die Durchblutung von Organen verändert sich. Eine O2- Unterversorgung des empfindlichen Gehirns im Rahmen einer Narkose könnte die Folge sein.

12.) Durch Schädigung der Leber kommt es zu Gerinnungsstörungen. Dadurch kann es zu Blutungen bzw. Nachblutungen kommen.

13.) Bei Rauchern kann es zu Adhäsionen von Blutzellen kommen. Das heißt, Blutzellen können verklumpen und so eine Thrombose, einen Schlaganfall, Herzinfarkt oder Lungenembolie auslösen. Also unbedingt dem Anästhesisten alles angeben. Hierbei ganz wichtig! Ein Anästhesist mit viel Erfahrung der die ganzen Komplikationen ausreichend beherrscht bzw. angemessen entgegen wirken kann! Dies kann nur ein routinierter Anästhesist. Viele Anfänger wählen in solchen Stresssituationen die Falsche Dosierung die dann eine Kettenreaktion auslösen kann. Leider wird hierüber keine Statistik geführt und auch nicht als Behandlungsfehler deklariert. LG

Danke für diese ausführliche Erklärung, da du dich anscheinend sehr gut auskennst hätte ich noch eine Frage.. Meine Mutter muss ja mitkommen um die Papiere zu unterschreiben (OP) und vor ihr kann ich es wirklich nicht sagen(rauchen)besteht da keine Möglichkeit mit dem Arzt erstmal alleine zu sprechen? Ich meine ich bin nicht die einzigste Minderjährige die mal geraucht oder getrunken hat und eine OP bald hat.. wird er nicht zuerst nach einem Einzelgespräch fragen..?

@sarahhermann

Da sprichst du ein alt bekanntes Problem an. Ganz viele Anästhesisten wissen das auch, wenn ein minderjähriger Patient zum Aufklärungsgespräch kommt. Sie wissen, dass viele rauchen oder kiffen. Erfahrene und verantwortungsvolle Anästhesisten bitten den Patienten erst einmal alleine ins Aufklärungszimmer. Falls die Eltern dann protestieren, können alle gemeinsam hineingehen. Dann gibt es sehr viele Möglichkeiten es im Nachhinein noch bekannt zu geben. Du machst einen Brief fertig mit all deinen Daten (wann, was, wo) mit einer Erklärung, warum du diesen Weg gehst und schiebst ihn nach dem Gespräch heimlich unter die Tür oder gibst ihn an der Pforte ab. Es wäre gut, wenn du dann auch den Namen des Arztes weißt und mit drauf schreibst. Ansonsten kannst du auch an die Anästhesieabteilung schreiben. In den Unterlagen steht auch eine Telefonnummer und E-Mail Adresse. Du kannst auch anrufen oder eine E-Mail schreiben. Wenn das alles nicht geht, kannst du am Tag der OP auch noch das Pflegepersonal ansprechen und darum bitten, dass sie im OP anrufen sollen und dies noch melden oder du sagst es im OP bzw. Einleitungsraum persönlich noch dem Anästhesisten. Denn er wird dich im OP als erstes begrüßen und sich vorstellen. In deinem Fall reicht die kurzfristige Information auch noch aus, da du noch sehr jung bist und dein Körper noch nicht so extrem geschädigt sein kann. Wichtig ist nur, dass der Anästhesist es vor der Narkose noch erfährt. Alles Gute!

Es geht um etwa die 24 Stunden vor der Operation. Wenn Du in denen qualmst, erhöhst Du das Risiko für Komplikationen und machst dem Anästhesie-team die Arbeit schwer.

2 Wochen verändern noch nicht genug. Du solltest dem Arzt unbedingt sagen, dass du rauchst, damit er keine falschen Entscheidungen trifft.

Es ist besser, wenn du dem Arzt sagst, dass du Raucher seist, aber seit einigen Tagen aufgehört hättest.