Regenbogenfarbiges Flimmern vor dem Auge

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Hallo vanni1996,

das was du beschreibst sind die typischen Symptome einer Migräne mit Aura (auch Augenmigräne genannt).

Migräneaura:

Sehstörungen, Sprachstörungen oder einseitige Taubheitsgefühle sind typisch für eine Migräneaura, die üblicherweise vor dem Migränekopfschmerz stattfindet. Dauer: zwischen 10 bis 60 Minuten. Nur ein kleiner Teil der Menschen mit Migräne haben eine Aura – manche davon haben auch nur die Aura ohne nachfolgenden Kopfschmerz.

Migränekopfschmerz:

Meistens einseitiger Kopfschmerz, Übelkeit (manchmal mit Erbrechen), Licht-, Geräusch-, oder Geruchsempfindlichkeit. Der Schmerz verschlimmert sich bei Bewegung / körperlicher Anstrengung. Dauer einer Migräneattacke: Wenige Stunden bis zu 3 Tagen. Die ersten Migräneanfälle treten bei den Meisten erst ab der Pubertät auf. „Normale“ Schmerzmittel wirken oft nicht ausreichend.

Es gibt viele verschiedene Arten von Migräne, deshalb müssenn nicht alle genannten Symptome auch immer und bei Jedem genauso zutreffen.

Ich habe schon seit fast 40 Jahren Migräne. Manchmal habe ich „nur“ den Migränekopfschmerz und manchmal auch Migräne mit Aura oder manchmal „nur“ die Migräneaura (Sehstörungen / Sprachstörungen).

Die Sehstörungen bei meiner Migräneaura sind ähnlich, wie bei dir. Ein kleiner flimmernder Punkt im Sichtfeld breitet sich langsam sichelförmig aus und wandert bei mir innerhalb von 20 Minuten nach rechts außen aus dem Sichtfeld raus. Diese Sehstörung ist sowohl bei offenen, als auch bei geschlossenen Augen zu sehen. Danach beginnen meistens die Kopfschmerzen.

Die Sehstörungen bei einer Migräneaura können verschieden auftreten:

  • Zick-Zack-Veränderung in einem Teil des Sichtfeldes
  • „Blinder Fleck“ im Sichtfeld (an einer Stelle sieht man nichts)
  • Sehen von Strukturen, die real nicht vorhanden sind - in Form von Strichen, Quadraten, Rechtecken oder Punkten, also Mustern und / oder Farben, die flimmern können
  • Einseitiger Ausfall des Sichtfeldes (auf einer Seite sieht man nichts – nur flimmern)
  • Sichelförmige Aura: ein flimmernder Punkt (der das Sichtfeld an dieser Stelle überdeckt) breitet sich langsam zu einem Bogen aus, der im Sichtfeld, meist nach außen, wandert.

Unter dem Link kannst du dir Bilder ansehen wie solche Sehstörungen einer Aura aussehen können - zu den Bildern weiter runter scrollen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Aura_%28Migr%C3%A4ne%29

Der zuständige Facharzt für Migräne ist ein Neurologe. Bei Sehstörungen sollte man sich aber auch immer vom Augenarzt untersuchen lassen.

LG Emelina

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Als Migräne- bzw Kopfschmerzpatientin bin ich gut informiert

Mir hilft bei meiner Migräne die Vorbeugung gut, indem ich die möglichen Migräneauslöser vermeide:

Bestimmte Nahrungsmittel sind häufig Auslöser von Migräne. Das können bei jedem Migräniker andere sein - man muss einfach beobachten, was man in den Stunden vor einer Attacke gegessen oder getrunken hat.

Häufig sind Geschmacksverstärker wie Glutamat Migräne auslösend. Sie sind in den meisten Fertigprodukten enthalten: Tütensuppen, Chips, xxx-fix - Kochhilfen, Fertiggerichten, Gewürzmischungen, usw.

Histaminreiche Lebensmittel (Alkohol, reife Käsesorten, Nüsse,…) können bei Histaminintoleranz auch zu einem Migräneanfall führen.

Aktiv-/Passivrauchen begünstigt ebenfalls Migräne.

Auch Stress kann ein Auslöser sein. Wobei die Migräne häufig erst nach der Stressphase in der Entspannungsphase auftritt. Die Vermeidung von Stress ist wichtig. Regelmäßige Entspannungsübungen und leichter Ausdauersport können vorbeugend helfen.

Menschen mit einer Veranlagung zu Migräne reagieren sehr sensibel auf Veränderungen, deshalb kann bei ihnen ein regelmäßiger Schlaf-/Wachrhythmus und ausreichend Schlaf der Migräne vorbeugen. Man sollte auch einen geregelten Tagesrhythmus haben und vor allem die Mahlzeiten regelmäßig einnehmen (keine Mahlzeit auslassen). Ausreichend zu trinken ist sehr wichtig!

Weitere (nicht immer vermeidbare) Auslöser der Migräne sind: Wetterumschwung, Hormonschwankungen (Menstruation oder eine Pille, die Östrogen enthält), grelles oder flackerndes Licht.

Der erste Weg sollte aber immer erst mal zum Neurologen sein - für die Diagnose und zur Verschreibung der speziellen Migräneschmerzmittel (Triptane, z. B. Sumatriptan). Triptane dürfen von Migräneaurapatienten aber erst nach Abklingen der Aura eingenommen werden. Leider gibt es bisher noch kein Medikament gegen die Migräneaura. Nur die Migränevorbeugung kann da helfen.

LG Emelina

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@Emelina

Wow, vielen Dank für die ausführliche Antwort.! :)

Ich geh mal davon aus es war ein bisschen was von jedem: Stress, verschobener Schlafrhythmus den ich wieder grade biegen wollte (komme meist nicht vor 3-4 Uhr ins Bett, hatte mir die letzten Tage früh nen Wecker gestellt). Gegessen wird demnach auch unregelmäßig, wann ich wach bin, je später das Frühstück, desto später das MIttagessen. Das Trinkverhalten bessert sich langsam.^^

Vielleicht noch eine kurze Frage hintendran:

Ich kann mich erinnern, dass ich früher schonmal, scheinbar ohne Grund, "Kopfschmerzattacken" hatte. Ich nehme Schmerzen immer etwas lascher wahr als sie sind - muss ich mich jetzt auf weitere solcher Augenmigräne-Attacken einstellen?

Vielen Dank.!

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@vanni1996

Da du offensichtlich eine Migräneveranlagung hast, kann es schon sein, dass du noch weitere Migräneattacken mit oder ohne Aura bekommst. Wenn du Glück hast war das die einzige mit Aura. Das kann man leider nicht vorhersagen.

Mit „regelmäßig essen“ ist übrigens gemeint, dass die Abstände der Mahlzeiten zueinander ungefähr gleich sein sollten und die Mahlzeiten gleichmäßig über die Wachphase verteilt sind – egal, ob du nun von 11 – 3 Uhr wach bist oder von 7 – 23 Uhr. Allerdings sollte man immer den gleichen Schlaf-/Wachrhythmus beibehalten. Eine Veränderung (Verschiebung) kann eine Migräneattacke auslösen. Deshalb haben viele Migränepatienten oft am Wochenende Migräne, weil sie da länger schlafen, als Werktags.

Wenn du früher schon mal Kopfschmerzattacken hattest, ist es sehr wahrscheinlich, dass das damals auch schon Migräne (ohne Aura) war.

Hier ein Auszug aus den Tipps der Migräneschmerzklinik Kiel zur Migränevorbeugung:

Eine der wichtigsten Bedingungen für das Auslösen von Migräneattacken sind plötzliche Veränderungen im normalen Tagesablauf. Oberstes Gebot und einfachste Maßnahme ist es deshalb, einen möglichst regelmäßigen Tagesablauf zu realisieren.

Achten Sie auf regelmäßige kohlenhydratreiche Mahlzeiten und trinken Sie ausreichend während des ganzen Tages. Starten Sie den Tag mit einem gesunden kohlenhydratreichen Frühstück und achten Sie darauf, keine Mahlzeit auszulassen. Eine kleine kohlenhydratreiche Mahlzeit (z.B. Müsli, Vollkornbrot, Vollkornbrei) kurz vor dem Schlafengehen kann helfen, die nächtlichen und morgendlichen Attacken zu verhindern. Diese entstehen oft durch den Blutzuckerabfall während der Nacht.

http://www.schmerzklinik.de/service-fuer-patienten/migraene-wissen/verhalten/

LG Emelina

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