Ein stark verzögerter oder ganz ausbleibender Orgasmus kann körperliche und psychische Ursachen haben. Körperliche Ursachen können z.B. Nebenwirkungen von Medikamenten, Verletzungen oder Operationen und deren Folgen, bisher nicht erkannte Erkrankungen mit neurologische Ausfallerscheinungen (z.B. Diabetes), Hormonstörungen (Testosteron, Schilddrüsenhormone) oder auch eine nachlassende Empfindlichkeit des Penis durch häufige "harte" Selbstbefriedigung sein.

Es gibt eine Reihe von Annahmen, welche psychische Ursachen eine Orgasmushemmung verursachen können. Vermutete Ursachen sind unter Anderem eine streng religiöse und sexualfeindliche Erziehung, Ängste vor Kontrollverlust, eine Neigung zu nicht allgemein akzeptiertem Sexualverhalten, und natürlich auch (wie von Irene1955 bereits erwähnt) Stress.

Um die Uraschen einzugrenzen, wäre eine Antwort auf folgende Fragen wichtig:

  1. Wie alt ist der Betroffene?
  2. Besteht das Problem schon immer oder gab es eine Zeit, in der ein Orgasmus locker erreicht werden konnte?
  3. Tritt das Problem nur beim Verkehr mit einer Partnerin auf oder ist das auch auch bei der Selbstbefriedigung ein Problem?
  4. Gibt es Situationen, in denen keine Schwierigkeiten bestehen (z.B. Urlaub, neue Partnerin)?
  5. Liegt eine chronische Krankheit vor?
  6. Werden regelmäßig irgendwelche Medikamente eingenommen? Wenn ja, welche?

Einen ausführlichen Artikel zu deine Frage findest du auf der Internetseite http://www.impotenz-selbsthilfe.de/ergaenzungen/orgasmus-hemmung.html

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Hallo bodynmind55, es besteht keine Notwendigkeit, auf irgendwelche obskuren oder schmerzhaften Prozeduren mit zweifelhaftem Erfolg zurückzugreifen. Ich hole mal etwas weiter aus.

Nach einer radikalen Prostata-Operation (Prostatektomie) leiden fast alle Männer unter mehr oder weniger starken Erektionsstörungen. Das ist selbst bei einer beidseitig nervenerhaltenden Op der Fall. Die Begriff "nervenerhaltend" bzw. "nervenschonend" sind etwas irreführend. Sie besagen lediglich, dass der Arzt versucht hat, die Nerven nicht zu beschädigen. Ob ihm das wirklich gelungen ist, ist eine ander Frage. Unabhängig davon, ob einseitig oder beidseitig nervenschonend operiert wurde, können sich die Nerven innerhalb von 2 Jahren nach der Op wieder teilweise oder ganz regenerieren. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist natürlich bei einer beidseitig nervenschonenden Op größer. Aber Wahrscheinlichkeiten sagen nichts für einen Einzelfall aus.

Früher hat man sich nach einer Op erst mal abwartend verhalten und gehofft, dass sich die Nerven in den ersten 2 Jahren nach der Op wieder erholen. Heute wird das anders gesehen. Wenn der Penis lange nicht benutzt wird, kommt es wegen der im schlaffen Zustand unzureichenden Durchblutung und der fehlenden Schwellkörperaktivitäten zu einem Um- und Abbau des Schwellkörpergewebes. Dadurch wird der Penis kleiner und die Schwellkörper können durch die verminderte Elastizität den Blutabfluss aus dem Penis nicht ausreichend verhindern, es kommt zu einem sogenannten "venöses Leck" (Fachbegriff: veno-okklusive Dysfunktion). So konnte es vorkommen, dass sich die Nerven zwar wieder regeneriert hatten, aber wegen der inzwischen erfolgten Schädigung der Schwellkörper trotzdem keine befriedigende Erektion mehr möglich war. Deshalb ist es wichtig, möglichst bald nach der Operation wieder für regelmäßige Erektionen zu sorgen, um eine ausreichende Versorgung der Schwellkörper mit sauerstoff- und nährstoffreichem Blut sicherzustellen. Dazu gibt es mehrere Möglichkeiten:

  1. Abendliche Einnahme eines niedrig dosierten PDE-5-Hemmers (zu dieser Medikamentengruppe gehört die berühmte blaue Pille). Das hat den Sinn, die nächtlichen Erektionen zu unterstützen, die eine ausreichende Versorgung der Schwellkörper mit sauerstoffreichem Blut sicherstellen. (Ein direkten Einfluss auf die Regenerierung der Nerven ist nicht belegt). Das macht natürlich nur Sinn, wenn nächtliche Erektionen wenigstens noch ansatzweise verhanden sind. Davon kann man ausgehen, wenn in einer sexuell erregenden Situation der Penis wenigstens etwas größer wird.

  2. Wenn sich nachts überhaupt nichts regt oder wenn auch in einer sexuell erregenden Situation der Penis vollkommen schlaff bleibt, dann ist eine zwei- bis dreimalige Anwendung von SKAT (Schwellkörper-Autoinjektions-Therapie) pro Woche sinnvoll.

  3. Alternativ oder unterstützend zu den beiden genannten Möglichkeiten ist ein tägliches Training mit der Vakuumpumpe hilfreich. Dazu pumpt man mehrmals fast bis zur Erektion, hält diesen Unterdruck 1 - 2 Minuten aufrecht, belüftet den Zylinder wieder, lässt die Erektion abklingen und beginnt von neuem. Den Stauring braucht man dazu nicht.

Wer sich die Medikamente nicht leisten kann, der ist mit der Vakuumpumpe gut bedient. Die Vakuumpumpe wird im Gegensatz zu den Medikamenten von der gesetzlichen Krankenversicherung gezahlt. Die für eine Erstattung in Frage kommenden Pumpen sind im Hilfsmittelverzeichnis aufgeführt (siehe unsere Seite http://www.impotenz-selbsthilfe.de/therapie/vakuumpumpe.html). Dabei handelt es sich nicht um billige Modelle. Die kosten alle so 300 bis 400 Euro. Im Gegensatz zu den billigen Modellen im Sex-shop müssen diese Modelle strenge Richtlinien erfüllen. Bessere gibt es nicht.

Die Pumpe kann man natürlich auch dann einsetzen, wenn man Geschlechtverkehr haben möchte. Zusätzlich empfiehlt sich, einmal pro Woche beim Sex einen PDE5-Hemmer einzunehmen. Dann merkt man schnell, wenn sich eine Verbesserung der Erektionsfähigkeit zeigt.

Günther

Selbsthilfegruppe Erektile Dysfunktion (Impotenz)

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