Ist kampfsport gut oder schlecht für den rücken?

6 Antworten

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Hallo Mandymausi,

ich melde mich auch nochmal zum Thema mit Grundsätzlichem:

1. Rückenschmerzen sind nicht gleich Rückenschmerzen. Es ist ein großer Unterschied, ob die Schmerzen durch Verschleißprozesse ausgelöst werden, oder "nur" durch falsch beschäftigte Muskeln. Verschleißprozesse wie Bandscheibenschäden, Uncarthrosen, Chondropathien (aller Art), etc.,  schließen Kampfsport aller Art aus. Schmerzen wegen verkrampfter Muskeln, wegen  blockierter Wirbel etc. sind nicht weiter schlimm, "nur" lästig, ermöglichen Kampfsport. Nur Du (und Dein Doc.) wissen, wie es nun wirklich um Deinen Rücken steht, daher kannst nur Du die richtige Entscheidung treffen.

2. Kampfsport ist nicht gleich Kampfsport. Wer bereits gewisse Beschwerden mit dem Rücken hat, der sollte daher sehr gut selektieren, bevor er ernsthaft in das richtige Training einsteigt. Selektieren soll heissen, ein bis zwei Probetrainings mitmachen, dann den nächsten Kampfsportstil testen.

Wenn es denn unbedingt ein Kampfsport sein soll, dann dürfte das Training des Boxsportes der gesündeste sein. @Taigar hat es bereits richtig angedeutet, dass das Training der Boxer das umfassendste Training, zugleich auch das "schonendste" Training ist. Kraft, Ausdauer und Technik sind da unter einem Trainingsdach, außerdem ist die Intensität des Trainings schön fein dosierbar, gerade für Anfänger ein großer Vorteil. Bei Judo oder Ju Jitsu und anderen Arten, knallst Du als Anfänger genauso heftig auf die Matte, wie der bereits langjährig Durchtrainierte, schön sanft hinknallen wie in Zeitlupe geht wohl kaum.  Ich betone aber ausdrücklich das Box-Training . Den Kampf als solchen empfehle ich eher nicht, schon aus ästhetischen Gründen (- obwohl hmm, die Halmich und die Theiss sehen doch noch recht gut aus).

Dein Reiten als Sport, dürfte da eigentlich das geringste Problem sein, wenn wirklich nur das Aufsitzen schwierig ist. Obwohl eine korrekte Sitzhaltung und Zügelführung gerade die Schulter-/Nackenmuskulatur fordern.

Ich als Physio kann nur Folgendes empfehlen.:

  1. Muskeln lockern und dann Dehnen
  2. Die Rumpfmuskeln in eine physiologisch korrekte Spannungsbalance bringen
  3. Die Rumpfmuskeln auf ein deutlich höheres Niveau als jetzt auftrainieren

Für die ersten beiden Punkte brauchst Du einen engagierten, einsichtigen und wohlwollenden Orthopäden, der Dich nicht als "zu jung" ansieht, wie es leider bei vielen Orthopäden der Fall ist wenn eine 15jährige ankommt. Er sollte Dir Wärme mit anschließender Massagen verordnen. Damit werden als erster Behandlungsschritt die schmerzhaft verkrampften Muskeln für den zweiten  Behandlungsschritt vorbereitet, das Dehnen.

Für das Dehnen sollte der Doc. Dir dann die Krankengymnastik verordnen. Ein guter Physiotherapeut erkennt, wo muskuläre Schwächen vorliegen und wo die Muskeln - im direkten Vergleich - noch zu stark spannen. Dies muss er ausgleichen durch gezielte Dehnübungen, die er zu Beginn dieser Therapiephase erstmal selbst ausführt,  Du bist dabei passiv. Dann geht die Therapie über in die für Dich aktive Phase der Dehnübungen, also dann auch zu Hause mehrfach tgl. dehnen.

In dieser Therapiephase sollten auch Deine Fehlhaltungen langsam aber nachhaltig weniger werden und im Idealfall komplett verschwinden. Denn Fehlhaltungen sind das Ergebnis einer muskulären Dysbalance!.

Sind die Muskeln dann irgendwann in der Balance, dann solltest Du den dritten Schritt machen und die Muskeln in einer Muckibude auf ein so hohes Niveau auftrainieren, dass die Muskeln nicht sofort gleich wieder verspannen und schmerzen, wenn mal eine Zeitlang eine Zwangshaltung eingenommen werden muss, z. B. 8 Std. in der Schule sitzen.

Bist Du dann soweit, dass die Fehlhaltung (möglichst weitgehend) verschwunden ist, dass Du nicht mehr gleich bei jeder Fehlbelastung Schmerzen bekommst, dann, ja dann erst, ist der Zeitpunkt gekommen, wo Du beginnen solltest, über einen Kampfsport nachzudenken.

Du hast also mit dem Training den vierten Schritt vor den ersten drei Schritten gemacht. Wenn Du das nicht korrigierst, weiss ich, was für Dich die Folgen sein können.

Nun denkst Du vielleicht, "ach der übertreibt aber voll". Mein liebes Mädchen, den Gedanken kann ich sehr gut nachvollziehen, auch ich war mal 15 Jahre alt und ungeduldig, kaum etwas wollte für mich schnell genug fluppen, ich wollte immer alles, - und zwar zackig bitte. Jetzt, 47 Jahre später, weiss ich es besser, viel besser, nicht zuletzt auch durch ganz viel Erfahrung sammeln im Beruf. Intelligent ist der Mensch, der sich die Erfahrung der Alten so zu eigen macht,  als ob er sie selbst gesammelt hätte. Somit wünsch ich Dir Mandy jetzt ganz viel Intelligenz, dann klappt´s auch mit dem Rücken, lG, Winherby

Hallo, danke nochmal für die Antwort, du hast mir sehr weiter geholfen. Ich hätte da nur nochmal eine Frage die mir bis jetzt immer noch unbeantwortet geblieben ist und zwar wurde ich ja eingerenkt, und anscheind ist ja irgendwas schief gegangen, da ich danach ja noch mehr schmerzen hatte als vorher. Kann man so was denn leicht wieder korrigieren? 

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@Mandymausi

Tja das ist jetzt so´n Ding, wie soll ich das glaubhaft erklären?

Mein Versuch: Ich wette, 99,9999% aller Eingerenkten haben danach für einige Tage mehr Probleme als vorher. Aber bei 99,9998% ist dies die ganz normale Reaktion der Muskeln auf die veränderten Spannungsverhältnisse. Mir selbst erging es auch einmal so, aber nicht nach einer Chiropraktik, sondern nach einer Behandlung mit "Manuelle Therapie". Immerhin ist dies die sanfteste Art der Manipulation an den Knochen (die mir bekannt ist). Ich hatte am nächsten Morgen das Gefühl, als hätte meine Mitarbeiterin mich mit einem Schnitzelklopper bearbeitet. Als die Beschwerden nach ungefähr 5 Tagen nachließen, da merkte ich erst, dass die eigentlichen Probleme auch weg waren. 

Deine Befürchtung ist wohl, dass er Dich verletzt hat im Sinne von ausgerenkt, stimmts? Dies halte ich ganz ehrlich gesagt für nahezu unmöglich, auch wenn Du es jetzt wohl noch anders empfindest. Das kann nur passieren, wenn der Renker Laie ist, also keine Ausbildung in Chiropraktik hat und dann auch noch mit brachialer Gewalt vorgehen würde. Und sowas macht kein Arzt. Und viel Kraft braucht der Könner nicht einzusetzen. Er unterstützt mit kurzen Impulsen die Bemühungen des Körpers eine Verrenkung selbst zu reponieren. 

Also mach Dir keine Sorgen, es kann sich bei den Beschwerden nach dem Renken schlimmstenfalls um eine leichte Muskelzerrung handeln. Die Zerrung passiert meist dann, wenn der Patient Angst hat und dann beim Renken nicht locker lässt. 

Tipp: Hol Dir die rezeptfreie Traumeel- Salbe und reib die 2 x tgl ein, dann haste bald Ruhe. LG & gB.

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Ok, da bin ich beruhigt. Aber bei mir ist es so das ich vor 2 Wochen bei diesem Orthopäden war! Von daher glaub ich jetzt eher das ich wieder verspannt bin. Aber ich muss schon sagen, so ganz sanft war er dabei wirklich nicht. Naja ich gehe nächste Woche Montag erst mal zu meinem Hausarzt.. aber noch was: du schriebst oben ja auch noch folgendes: "du hast also mit dem training den vierten schritt vor den ersten drei schritten gemacht. Wenn du das nicht korrigierst,weiss ich was für dich die folgen sein können" 

Welche folgen wären das denn?   (Tut mir leid das ich soviel Frage aber ich mach mir halt Gedanken..)

LG mandy

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@Mandymausi

Also durch die Wirbelsäule verläuft das Rückenmark, welches alle Befehle des Gehirns an die einzelnen Teile des Körpers weiterleitet. Und gleichzeitig laufen durch das Rückenmark fast alle Impulse, die unsere Sensoren wahrnehmen  zum Gehirn.

Zwischen jeweils zwei Wirbeln verlassen Nerven die Wirbelsäule. Diese Nerven übermitteln die Hirnbefehle an die einzelnen Organe.

Jetzt kannst Du Dir vielleicht schon vorstellen, was alles an Fehlinformationen, bzw. Funktionseinschränkungen entstehen können, wenn die eine oder andere Nervenbahn gereizt oder gestört wird. Es gibt kaum eine organische Störung, die nicht auf diese Art entstehen kann. Aber auch die Muskeln können Fehlfunktionen ausführen, die sensiblen Nerven melden unserem Hirn irgendeinen Unfug wenn sie gestört sind.

Glaube mir, es ist sooo ungeheuer wichtig die WS in Ordnung zu haben, das kann sich der med. Laie überhaupt nicht vorstellen. LG

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Es kommt sehr auf den Kampfsport an, du schriebst nicht um welchen es sich handelt.

Ich hab sehr viele Jahre geboxt, auch aktiv gekämpft und im umkreis des Boxvereins kannte ich niemanden der sich in irgendeinerweise beschwert hat dass er aufgrund dessen Rückenprobleme bekommen hat. ABER, und jetzt kommt das Aber.

Kampfsport macht man meistens in Kombination mit Kraft und Ausdauertraining, und da gibt es genügend Wege seinen Rücken kurz und langfristig zu Schädigen da viele Leute, sei es nun aus Kostengründen oder wegen Schamgefühl keinen erfahrenen Trainer zur Rate ziehen um sich die korrekte Bedienung der Geräte und Ausführungen der Trainingseinheiten zeigen zu lassen.

Da wird dann oft unerfahren drauf los gestürmt und dass man damit sich seinen Körper kaputt machen kann interessiert nicht, hauptsache paar Kröten gespart.

Wenn man Kampfsport betreibt (und das ernsthaft verfolgt) werden gewisse Körpergruppen auch gezielt trainiert und gestärkt, sei es nun die Bauchmuskeln, der Nacken etc. pp.

Abschließende Worte:

Kampfsport ist ein anspruchsvoller Sport, nicht jeder ist dafür geschaffen .. Rückenschmerzen müssen nicht unbedingt einen ernsten Hintergrund haben sondern können auch ganz einfach von nicht genug Bewegung und / oder von einer unvorteilhaften überwiegend genutzten Sitzhaltung stammen.

Wenn man einen Kampfsport beginnt dann wird man auch die erste Zeit oft mit Schmerzen und / oder blauen Flecken nach Hause gehen, denn man Kämpft wie der Name es schon sagt in diesem Sport. Das sollte jedem bewusst sein. Allein deswegen kommen die meisten schon nach dem Probetraining oder nach 2-3 mal nicht wieder.

Wenn dir Kampfsport gefällt beiß die Zähne zusammen und geh durch die anfänglich harte Zeit, es wird sich Auszahlen denn das was du durch Kampfsport gewinnst (Selbstvertrauen, Körperbeherrschung, Energie und Belastbarkeit) kriegst du nur schwer durch andere dinge.

Alles gute!

Danke für die Antwort :) 

Ju Jitsu mache ich.  Ich würde auch eigentlich ganz gerne weiter machen, nur wenn ich mir dadurch schade eher nicht. Aber leider sind da halt schon einige bei die machen das schon sehr lange und wenn die einen angreifen und auch der Trainer merke ich schon das die sehr grob sind und das im rücken schon weh tut. Vielleicht mache ich auch erst mal ne Auszeit . Ich überlege nochmal !

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So allgemein kann man das nicht sagen. Aber du solltest auf dein Gefühl hören. Wenn du der Meinung bist, dein Rücken ist verspannter als vorher, dann lass es lieber bleiben. Für den Rücken ist neben Gymnastik, auch Yoga und Pilates sehr gut. Die Region wird gelockert, gedehnt und gekräftigt. Außerdem lernt man eine bessere Haltung und die wirkt sich auch gut auf den Rücken aus. Für meinen Rücken waren vor allem "Die fünf Tibeter" ein Segen, die ich fast 20 Jahre lang täglich gemacht habe. Vor allem die Schulterregion sollte gestärkt werden und der untere Rücken. Aber auch die Bauchregion ist wichtig, wenn man die mit einsetzt hat man wie einen Gürtel, der die obere und untere Region entlastet.

Danke für die Antwort :) an Gymnastik habe ich auch schon gedacht aber yoga ist glaub ich nicht so mein ding ;)

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@Mandymausi

Dann bschäftige dich mal mit Pilates, das ist so ein Zwischending zwischen Yoga und Muskeltraining. Aber wie gesagt, du kannst alles machen, was deinen Rücken stärkt, das kann auch Hanteltraining sein, wichtig ist aber immer, dass nach einer Anspannungsphase eine Entspannung erfolgen sollte und man viel Wert auf das richtige Atmen legen muss.

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Kampfsport ist für einen geschädigten Rücken grundsätzlich erst einmal nicht gut. Der Grund: Die Bewegungen, die Du machst, sind nicht immer selbst bestimmt, sondern oft eine Reaktion auf den Partner (z. B. Abwehr- oder Ausweichbewegungen).

Da kann ich Dir nach den hier geschilderten Beschwerden nur davon abraten. Es gibt genügend schonendere Sportarten, die auch Spaß machen, und bei der Du die Kontrolle über Deine Bewegungen behältst (Qi Gong, Yoga, ...).

Welche Sportart(en) definitiv für Dich geeignet sind, sagt Dir Dein Orthopäde.

Ja das stimmt. Ich wurde vom Trainer auch einmal richtig auf den Boden gedrückt und dann hat alles geknackt .. ich werde mal gucken wenn ich das mit dem rücken einigermaßen wieder in den griff bekommen hab mach ichs dann weiter. 

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@Mandymausi

......mit dem rücken einigermaßen wieder in den griff bekommen hab mach ichs dann weiter.

Ganz "tolle" Idee, dann wieder weiter machen, damit die Probleme wieder von vorn beginnen, oder wie?

Mach doch einen Sport der freundlich zu Deinem Rücken ist, so wie @evestie es Dir bereits geraten hat, besonders weil  Du doch bereits Probleme mit dem Rücken hast. Manch einer beginnt Kampfsport ohne Rückenprobleme, hat sie dann wg. dem Kampfsport.

Okay, Qi Gong lässt vielleicht weniger Adrenalin ausschütten, aber den Rücken freut es.


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Kommt ganz auf den Sport an, aber sobald man ampfsport auf Wettkampfniveau betreibt, ist die Beanspruchung des Rückens manchmal auch schädlich.